3. September 2022
Verkehr

Auf Wiedersehen, lieber Erixx

9-Euro-Ticket im Selbstversuch: Der August ging mit Pleiten, Pech und Pannen zu Ende, schade

Der Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Gliesmaroder Straße, Blickrichtung Innenstadt, aus der Vogelperspektive. Foto: Stefan Lohmann/regios24

Auf politischer Ebene wird noch um eine Anschlusslösung fürs 9-Euro-Ticket gerungen. Generell bin ich dafür, aber erst muss noch an der „Verlässlichkeitsschraube“ gedreht werden. Die letzten Tage im August waren eine einzige Serie von Pleiten und Pannen. Mein Pendler-Experiment habe ich vorzeitig abgebrochen.

Davor hatten meine Leidensgenossen und ich am Bahnsteig in Gliesmarode schon wieder fast eine Stunde vergeblich auf RB 47 Richtung Uelzen gewartet und laut sinniert. Einer der 9-Euro-Pendler mutmaßte gar, dies sei alles absichtlich eingefädelt worden, damit niemand eine Fortführung des 9-Euro-Tickets nach den drei Monaten fordert. Schlechter Service als Abschreckung sozusagen. Eine steile Theorie, aber ja, es könnte etwas dran sein. Die letzten vier Wochen waren jedenfalls zum Abgewöhnen.

Euphorisch war ich in die Regionalbahn 47 eingestiegen, ernüchtert nach den Erlebnissen im August wieder aus. Bis dahin hatte ich Zugverspätungen wegen vorangegangener Zugverspätungen, wegen einer defekten Weiche, wegen Schneckentempo auf der Strecke ohne Begründung erlebt – und akzeptiert. Nicht zu akzeptieren waren hingegen die wiederholten Komplettausfälle vieler Fahrten. Einige davon kurzfristig, ohne Vorwarnung übers Internet. Immer wieder war ich so gezwungen, doch mit dem eigenen Auto zu fahren, um rechtzeitig in die Redaktion zu kommen. Der ÖPNV in Braunschweig war vergleichsweise perfekt, nur an einem Tag erlebte ich Probleme.

Der Preis für ein Monatsticket war mit 9 Euro zwar unschlagbar günstig. Mehr hätte allerdings auch nicht verlangt werden dürfen. Die Landbevölkerung darf nämlich nur Zug fahren, wenn sie stets ihren eigenen Schienenersatzverkehr vorhält oder bereit ist, stundenlang auf dem Bahnsteig zu campieren. Auch auf den ÖPNV muss Verlass sein. Erst recht, wenn die Karte jetzt wieder 166 Euro im Monat kosten sollte (Tarifzone 4). Auf den letzten Metern hat sich der liebe Erixx aufs Abstellgleis gefahren. Schade.

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