Braunschweig (sd). Die Braunschweiger Tafel wird in diesem Jahr 25 Jahre alt und gehörte damit zu den ersten 25 Tafeln in Deutschland. Inzwischen gibt es das Erfolgsmodell in über 950 Städten. Bernd Assert, amtierender Vorsitzender des Vereins: „Ich bin sehr glücklich – vor allem aber dankbar und auch ein wenig stolz, dass wir heute gemeinsam auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken können!”
Die Idee zu einer „Tafel” in Braunschweig stammt aus den ersten Tagen des Jahres 1996. Als Bernd Assert Kontakt zur Hamburger Tafel aufnahm, erfuhr er, dass sich dort bereits zwei weitere Braunschweiger, nämlich Wolfgang Borkowski und Brigitta Fälker über die Tafel-Idee erkundigt hatten. Bernd Assert informierte Alfred Huge, den Kreisbeauftragten der Diakonie Braunschweig, über die Idee, eine Tafel in Braunschweig zu gründen. Huge wurde einer der Gründer der Braunschweiger Tafel und war über 20 Jahre im Vorstand tätig.
Im Juni 1996 wurde die gemeinnützige „Braunschweiger Tafel e.V.“ offiziell gegründet. Sie schloss sich sofort dem Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege, dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche als Freier Träger, an. Bei der Standortsuche war das Liegenschaftsamt der Stadt behilflich – und so nahm die Tafel im Herbst mit zwölf hochmotivierten ehrenamtlichen Helfern ihren Betrieb in der früheren Übergangseinrichtung „Herberge zur Heimat” in der Osterbergstraße auf.
Dank großzügiger Unterstützung aus der lokalen Wirtschaft konnten ein Kühlhaus, Laden- und Lagerregale sowie ein gesponsertes Leasingfahrzeug angeschafft werden. Im Januar 1997 eröffnete das Diakonische Werk im selben Gebäude den Mittagstisch der Diakonie.
1999 zog die Tafel zum ersten Mal um und setzte – zusammen mit anderen diakonischen Diensten – ihre Arbeit in der Hildesheimer Straße fort. 2005 war die Tafel übergangsweise in der Jahnstraße ansässig, bevor in der Goslarschen Straße 93 eine dauerhafte Heimat für das Projekt gefunden wurde. Durchaus passend, denn das historische Gebäude beherbergte im 19. Jahrhundert das größte Armenhaus der Stadt Braunschweig.
„Was lag also näher, als an diesem geschichtsträchtigen Ort den bürgerlichen Gemeinsinn von damals in die heutige Zeit zu überführen?” fragt Bernd Assert. „Doch 2005 hatten wir noch einige ernste Probleme zu lösen, vor allem die Finanzierung.“
Die Mittel, die zur Sanierung und Herrichtung des Gebäudes für den regulären Tafelbetrieb nötig waren, konnten schließlich dank einer Spende der Eheleute Jutta und Jochen Staake in Höhe von 100 000 Euro und außerplanmäßigen Mitteln, die der Rat der Stadt im Nachgang zur Verfügung stellte, beschafft werden.
Heute arbeiten über 140 ehrenamtlich tätige Frauen und Männer in der Goslarschen Straße 93. Wöchentlich oder 14-tägig erhalten insgesamt etwa 3500 Personen in 1500 Haushalten zusätzliche Hilfe in Form von gespendeten Lebensmitteln, Tendenz steigend. Zudem beliefert die Tafel rund 50 soziale Einrichtungen und Initiativen mit Lebensmitteln. Deren Besucher nehmen dort in Gemeinschaft eine Mahlzeit zu sich. Alle Lebensmittel erhält die Tafel von rund 60 Produzenten, Händlern, Bäckereien, Supermärkten und Handelsketten aus der Region.
In den zurückliegenden 25 Jahren war Corona sicher die größte Herausforderung. Ideen, Mut und praktisches Handeln war gefordert.
„Dass bürgerliches Engagement und gesellschaftlicher Zusammenhalt auch in Pandemie-Zeiten funktioniert – darauf können wir uns hier in Braunschweig verlassen“ so Bernd Assert.