3. Dezember 2022
Allgemein

Blackout: Die Stadt ist vorbereitet

Mobile Bevölkerungsschutzleuchttürme sind Anlaufstelle für die Bürger

Vorrat

Haltbare Lebensmittel sollte jeder als Vorrat haben, außerdem Mineralwasser, Kerzen sowie ein batteriebetriebenes Rundfunkgerät. Symbolfoto: Pixabay gehören in je

Braunschweig. Leuchttürme strahlen Licht aus und schaffen Orientierung. Die mobilen Leuttürme, die die Stadtverwaltung im Katastrophenfall in alle Teile der Stadt aussenden will, haben die gleiche Funktion und noch einige mehr. Nur optisch haben sie so gar nichts mit Leuchttürmen zu tun. Die mobilen Leuchttürme bestehen aus einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr sowie einem Zelt und einem Notstromgenerator. Am Donnerstag erläuterte Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum gemeinsam mit den Katastrophenschutzexperten der Stadtverwaltung das Konzept, das dahintersteht.

Mittlerweile würden Experten einen flächendeckenden Stromausfall, einen so genannten Blackout, als nicht mehr ganz so wahrscheinlich wie noch vor einigen Wochen einschätzen, schickte Kornblum vorweg. Für den Fall der Fälle will die Stadt vorbereitet sein und hat damit schon vor dem Krieg in der Ukraine und vor der Gasmangellage begonnen. 8,5 Millionen Euro investiert die Stadt in den Jahren 2022 bis 2024 in den Bevölkerungsschutz. Die Stellenzahl dort sei verdoppelt worden. Jetzt werde wieder aufgebaut, was in den 1990er Jahren nach der Grenzöffnung verzichtbar erschien. Vieles, wie Sirenenanlagen oder Notstromgeneratoren sei Mangelware.
Sollte in diesem Winter ein Stromausfall Teile der Stadt oder sogar ganz Braunschweig lahmlegen, dann rücken die mobilen Bevölkerungsschutzleuchttürme aus, sie sind Anlaufstelle und Informationsdrehscheibe.

Im Fall eines länger andauernden Stromausfalls wird die Bevölkerung auf verschiedenen Wegen informiert: über Sirenenalarm (derzeit ist die Stadt noch nicht flächendeckend mit Sirenen ausgestattet), mit Lautsprecherdurchsagen, Mitteilungen auf dem Handy und Nachrichten auf LED-Werbetafeln, so sie denn funktionieren.

Hilfe anfordern

„Die Handykommunikation wird nach kurzer Zeit nicht mehr möglich sein“, sagt Kornblum. An den mobilen Leuchttürmen, die zum Jahresbeginn 2023 einsatzbereit sein sollen, können Bürgerinnen und Bürger Hilfe rufen und sich Informationen beschaffen. Die Einheiten sind so verteilt, dass sie für die meisten Menschen nicht mehr als zwei Kilometer entfernt und gut zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sind. Sie werden im Drei-Schicht-System von der Feuerwehr betreut. „Für alle Leuchttürme benötigen wir 320 Leute“, sagte Feuerwehrchef Torge Malchau. In Braunschweig gibt es insgesamt 1100 aktive Feuerwehrfrauen und -männer. Im Katastrophenfall wird ihnen viel abverlangt werden, da die Zahl der Rettungs- und Hilfseinsätze dann nicht weniger wird, sondern eher noch steigt. Beispielsweise weil es zu mehr Verkehrsunfällen infolge ausgefallener Ampelanlagen komme.
Als weiteren Baustein plant die Stadt feste Leuchttürme einzurichten. Dafür werden aktuell geeignete Immobilien (zum Beispiel Turnhallen) gesucht. Diese Stützpunkte werden mit Notstromgeneratoren ausgerüstet. Zudem solle sichergestellt werden, dass Heizungsanlagen weiterhin funktionieren oder entsprechende Notsysteme zur Verfügung stehen. Diese festen Leuchttürme dienen – so der Plan – als „Wärmehallen“, in denen sich Menschen für zwei bis vier Stunden aufhalten und eventuell auch medizinisch versorgt werden können. Bis Mitte 2023 sollen diese mittleren Leuchttürme startklar sein.

Karte
Insgesamt 26 mobile und feste Bevölkerungsschutzleuchttürme sollen über die Stadt verteilt werden.

VW-Halle ist Leuchtturm

Der dritte Baustein ist die VW-Halle. Sie ist als als zentrale, größere Anlaufstelle gedacht, in der ein Teil der Bevölkerung für bis zu 72 Stunden untergebracht werden kann. Sanitäter und Notfallseelsorger sollen sich hier im Katastrophenfall um verstörte oder pflegebedürftige Menschen kümmern.
„Wir kennen solche Blackouts nicht, wir haben ein sehr sicheres Stromnetz“, sagt Erster Stadtrat Christian Geiger. Sollte es aber dazu kommen, dann habe die Bevölkerung eine gewisse Eigenverantwortung zu tragen. Sein Appell: „Vorsorge treffen, ohne panisch zu reagieren“.

Ein Grundstock an Essensvorräten und Trinkwasser, Streichhölzer und Kerzen sowie ein batteriebetriebenes oder ein Kurbel-Radio gehören in jeden Haushalt. „Ich habe manchmal dass Gefühl, dass wir in einer Vollkaskogesellschaft leben“, ergänzt Feuerwehrchef Torge Malchau. Im Katastrophenfall sollte aber jeder für eine gewisse Zeit möglichst allein zurechtkommen können.
Auf den Internetseiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe finden sich alle notwendigen Informationen, beispielsweise um einen Vorrat zusammenzustellen. Dort wird auch der bevorstehende bundesweite Warntag angekündigt. Am 8. Dezember wird ab 11 Uhr eine Probewarnung stattfinden. Über die Technik Cell Broadcast sollen Warnmitteilungen ohne App direkt aufs Handy geschickt werden.

Auch interessant