Von Birgit Leute, 05.08.2016.
Bilbao. Kontrastprogramm: Städtischer Trubel statt urwüchsige Natur. Über ein Gewirr von Autobahnen schlagen wir uns in die Hauptstadt des Baskenlands durch: Bilbao.
Noch vor 40 Jahren war die Metropole eher für ihre Industrie als für ihre Schönheit bekannt und der Tourismus machte einen großen Bogen um die 300 000-Einwohner-Stadt. Das hat sich geändert: Schwerindustrie und Schiffbau spielen keine Rolle mehr. Nach einer Phase der Rezession mauserte sich die baskische Hauptstadt in den 90er Jahren zur neuen Boomtown Spaniens: Es gibt das weltbekannte Guggenheim-Museum, eine Schwebefähre, die zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurde, und eine wunderbar sanierte Altstadt. Dazu bieten die zahlreichen Bars den ganzen Tag über köstliche Tapas – hier Pintxos genannt – an.
Für uns genau das richtige, um die müden Füße auszuruhen. Zur Mittagszeit suchen wir uns auf der Plaza Nueva mitten im historischen Viertel einen Tisch – und sind überrascht, dass man für wenig Geld schon wirklich gut essen kann. Um die zwölf Euro kostet ein Tagesgericht mit drei Gängen und einer Flasche Wasser oder Wein. Bars und Restaurants sind zu jeder Tageszeit voll: Stundenlang sitzen und plaudern die Basken bei einem guten Essen oder einem Café – auch an einem ganz normalen Wochentag. Doch es gibt auch noch eine andere, weniger fröhliche Seite: In einer Seitenstraße sitzt ein junger Mann mit Anzug und Krawatte auf dem Boden. Vor sich ein Pappschild, den Blick starr nach vorne gerichtet. „Bin ohne Arbeit und ohne Wohnung“, steht auf dem Karton. Ein Beweis, dass die jüngste Wirtschaftskrise – Boomtown hin oder her – das Land immer noch fest im Griff hat. Fast 50 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos.
Der Mann im Anzug in den Straßen von Bilbao ist einer von ihnen …