Braunschweig. Mord? Fehlanzeige. Kriminelle Clans? Keine Spur. No-go-Areas? Hier doch nicht.
Wir Braunschweiger können aufatmen – das ganz große Verbrechen hat sich in unserer Stadt noch nicht breitgemacht.
Im Gegenteil. „Braunschweig ist die sicherste Großstadt Norddeutschlands“, sagt der Leiter der Polizeiinspektion Braunschweig, Axel Werner, im Rahmen der Vorstellung der Kriminalstatistik 2018.
Da kann man natürlich einwenden, dass es so viele Städte mit mehr als 200 000 Einwohnern im Norden ja nicht gibt.
Aber – auch im Bundesvergleich aller Großstädte dieser Einwohnerzahl liegt Braunschweig im oberen Drittel, sagt die Statistik.
21 355 Straftaten hat die Polizei 2018 registriert, im Vorjahr waren es noch 22 904. Das ist ein Rückgang um fast sieben Prozent und der beste Wert in den letzten fünf Jahren. Zudem ist die Aufklärungsquote auf fast zwei Drittel geklettert.
Diebstahl, Einbrüche, Körperverletzung, Raub, Betrug oder Auto- und Fahrradklau – überall zeigt die Kurve nach unten. Aber es gebe natürlich auch Problemfelder, wie der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, Uwe Lietzau, erklärt.
Der Bereich der Rauschgiftdelikte etwa, hier stieg die Zahl der Fälle von 1584 auf 1819. Zum Großteil waren dies allerdings Taten im Zusammenhang mit Cannabis, harte Drogen würden in der Stadt kaum eine Rolle spielen, so Lietzau.
Auch die häusliche Gewalt und der seit der Kölner Silvesternacht neue Tatbestand der sexuellen Belästigung (§ 184i StGB) seien angestiegen. „Wir konnten Dunkelfelder weiter aufhellen“, so Lietzau. Heißt: Durch erhöhte Kontrollen (Drogen) oder ein steigendes Anzeigeverhalten (häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung) werden mehr Fälle bekannt.
Ein wachsendes Betätigungsfeld für Kriminelle ist das Internet. Das „Cybercrime“ steigt kontinuierlich an. „Viele Tätergruppen sagen sich, ‘wenn ich im Internet relativ leicht an Geld komme, warum soll ich dann noch einbrechen’“, beschreibt Werner eine mögliche Verlagerung.
Ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit für dieses Jahr ist die weitere Aufklärung im Bereich des „Enkeltricks“ oder ähnlicher Betrügereien, bei denen oft ältere Menschen um ihr Geld gebracht werden. Das ging im August sogar so weit, dass ein „falscher Polizeibeamter“ in nur einem Fall rund eine Millionen Euro erbeutete.
Ein Aufsteller, der neben dem Telefon platziert werden kann, soll bei jedem Anruf, bei dem Geld gefordert wird, ins Gedächtnis rufen, hier ganz besonders misstrauisch zu sein.
Eine Statistik trübt die insgesamt positive Bilanz aus Sicht von Werner und Lietzau aber ganz besonders: So sicher sich die Menschen in Braunschweig fühlen können, für die Polizisten trifft dies nicht zu. 399 (Vorjahr 401) von ihnen sind 2018 während ihres Dienstes selbst Opfer einer Straftat geworden.