20. September 2016
Kulturelles

Brennen für den großen Star

Michael-Andreas Wahle sammelt alles über John Lennon – Ausstellung in der Kemenate.

Der Fan und sein Idol: Seit 40 Jahren beschäftigt sich Michael-Andreas Wahle mit Lennon. oh

Von Birgit Leute, 21.09.2016.

Braunschweig. Irgendwann trat seine Frau dann doch energisch auf die Bremse: „Das Wohnzimmer und das Schlafzimmer sind tabu“ lautete die strenge Ansage. Es war der hilflose Versuch, die Sammelwut ihres Mannes in geordnete Bahnen zu lenken. Denn Michael-Andreas Wahle ist verrückt – nach den Beatles und ganz besonders nach John Lennon.

Seit seinem 14. Lebensjahr hortet der Hesse alles, was jemals von oder über den berühmten Liverpooler erschienen ist. Er gilt als absolute Koryphäe, tourte mit seiner Sammlung bereits durch mehrere Länder Europas und macht derzeit in Braunschweig Station. Bis zum 20. November zeigt die Ausstellung „The Art of John Lennon“ in der Jakob-Kemenate mehr als 100 Objekte: Von den legendären Nickelbrillen über den Stahlhelm aus dem Film „Wie ich den Krieg gewann“ bis hin zur Kunst des Ex-Beatles, der ein beachtliches zeichnerisches Talent hatte.
Hinzu kommt eine Figurengruppe, die Jochen Prüsse, Chef der Kemenate und selbst begeisterten Lennon-Fan, erwarb: Lennon als Jugendlicher, als Kind und Tante Mimi, bei der der Beatle aufwuchs.

Grüße von Yoko

„Zuerst fand ich hauptsächlich die Musik toll“, erinnert sich Michael-Andreas Wahle an die Anfänge 1974 mit dem berühmten „roten Album“ der Beatles. Mit zunehmendem Alter begeisterte er sich allerdings mehr und mehr für John Lennon und dessen Engagement für den Frieden. „Ich wollte einfach wissen, was für ein Mensch er war, was ihn antrieb und so suchte ich nach seinem Tod 1980 Kontakt zu seiner Witwe Yoko Ono.“ Die meldete sich tatsächlich und überließ ihm in den vergangenen fast 40 Jahren viele, oft gar nicht für die Öffentlichkeit gedachte Zeichnungen, signierte Platten und private Objekte. Wenn Wahle Geburtstag hat, schickt die heute 83-Jährige auch schon mal Glückwünsche ins Hessische. Einen genauso guten Draht verbindet Wahle zur ersten Frau John Lennons, Cynthia und zu seinen Söhnen Julian und Sean.

Bewegende Exponate

Mittlerweile ist Wahle ruhiger geworden. Längst jagt der gebürtige Hattersheimer nicht mehr allem hinterher. „Die Zeiten, in denen ich fiebrig jede Auktion verfolgte und manchmal weit über mein Budget bot, sind Gott sei Dank vorbei“, erzählt er lächelnd. Seine Sammelleidenschaft hat trotzdem nichts mit „Lennon-Hording“ zu tun. Mit jedem Objekt verbindet ihn eine Geschichte, und einige bewegen ihn ganz besonders: Vor allem die, in denen der Mensch John Lennon und sein tragischer Tod ganz greifbar werden. „Es gibt ein Foto, auf dem er seinem Sohn Sean die Flasche gibt, begleitet von dem Liedtext zu ’Beautiful Boy‘“, erzählt Wahle. Schlaf gut, bis morgen früh, flüstert der Sänger da am Ende leise. „Es war kurz vor seiner Ermordung und es war klar: Es wird kein Morgen mehr geben“, sagt Wahle bewegt. Auch dieses bewegende Dokument zeigt die Ausstellung.

Service

Die Ausstellung „The Art of John Lennon“ ist bis zum 20. November in der Jakob-Kemenate zu sehen, Teile außerdem im Augustinum, im Bankhaus Löbbecke, in der Stadthalle und dem Hauptbahnhof Braunschweig.

Am 24. September, 17 Uhr, ist Michael-Andreas Wahle persönlich in der Kemenate zu erleben. Eintritt: 8 Euro. Infos: www.kemenaten-braunschweig.de.

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