7. Oktober 2016
Menschen

Bunte Brettchen als Eisbrecher

Hiam Murad startet am Montag die Aktion „Haus der Zukunft, Wünsche und Hoffnung“.

Hiam Murad möchte mit dem „Haus der Zukunft, Wünsche und Hoffnung“ die Menschen in Braunschweig zusammenbringen. Foto: André Pause

Von André Pause, 08.10.2016.

Braunschweig. Es soll ein Projekt von Menschen für Menschen sein. Eines, bei dem Toleranz und das Bestreben, die Zukunft gemeinsam zu gestalten, im Vordergrund stehen: Ab dem kommenden Montag – Start ist um 10 Uhr – wird auf dem Kohlmarkt ein Haus aus Backsteinen, das die Form eines Unendlichkeitssymbols haben wird, mit bunt bemalten Holzbrettchen gestaltet.

Eine Woche lang, jeweils von 10 bis 18 Uhr, kann dann jeder, der es möchte, ein Brettchen nach eigenen Vorstellungen gestalten und am Haus anbringen. Bis zu 1000 Werke finden Platz am 1,80 Meter hohen und etwa drei Meter breiten Mauerwerk, das im Laufe des Wochenendes zwischen Pavillon und Brunnen entsteht. „Wir hoffen natürlich, dass sich mehr als 1000 Menschen beteiligen. Wir würden dann die Bretter teilweise austauschen“, erzählt Hiam Murad, die die Aktion initiiert hat.

Viele kennen die Kurdin aus Syrien, die heute als Sprachmittlerin und Übersetzerin tätig ist, durch ihre Arbeit mit Geflüchteten für das DRK-Sprungbrett in der Kaufbar. Das „Haus der Zukunft, Wünsche und Hoffnung“ soll freilich kein Projekt ausschließlich für Geflüchtete sein. „Die Aktion soll das Eis brechen. Ich möchte die Menschen in der Stadt zusammenbringen, möchte, dass die Menschen noch mehr aufeinander zugehen“, betont Murad, „es reicht nicht, allein die Integration der Geflüchteten in unsere Gesellschaft zu fördern, es gilt zudem, die Braunschweiger für die Schicksale, das Not und das Leid vieler Mitmenschen zu sensibilisieren.“

Sie selbst weiß sehr genau, wie es ist, in ein völlig fremdes Land zu kommen. 1988 flüchtete ihre Familie nach Deutschland. „Ich bin meinen Eltern noch heute unendlich dankbar, dass sie ihre eigene Vergangenheit, ihre Heimat und ihre Freunde zurückgelassen haben, um uns – ich hatte damals neun Geschwister, ein Bruder wurde dann hier geboren – in Sicherheit zu bringen“, sagt Murad, die damals zehn Jahre alt war. Mit der Aktion „Haus der Zukunft, Wünsche und Hoffnung“ möchte sie etwas von der Herzenswärme zurückgeben, die ihrer Familie damals entgegengebracht wurde. Zum Malen und Beschriften stehen in der kommenden Woche jeweils von 10 bis 18 Uhr Tische, Stifte und wasserfeste Farben bereit.

Im Anschluss an die Aktion werden alle Brettchen für einen guten Zweck versteigert: Der Erlös kommt in vollem Umfang dem Projekt „Kinder in Armut“ zugute.

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