Braunschweig. Wache Blicke aus klugen Augen: Herzog Anton Ulrich (1633-1714) sprüht nur so vor Lebendigkeit. Das Ölgemälde aus den Beständen des Museums Wolfenbüttel spricht für sich. Der Musiker und Komponist Henning Bundies hat den Blickkontakt aufgenommen.
Das Festival „Braunschweig Barock“ hätte dem Herzog gefallen, das steht für ihn außer Frage. Ja, mehr noch. Er wäre von der Idee begeistert gewesen. Der Festivalorganisator hat den Herzog deshalb kurzerhand zum Schirmherrn seines Barockfestivals gemacht. „Fragen konnte ich ihn ja nicht“, sagt er.
Fernab jeder provinziellen Wichtigtuerei hat Herzog Anton Ulrich mit seiner Weltoffenheit sein Herzogtum zum Strahlen gebracht und etwas von dem Glanz des Sonnenkönigs hier aufleuchten lassen. Bundies hat sich mit der Person des Herzogs beschäftigt, hat ausgegraben, was über diesen Förderer und Liebhaber von Kunst und Kultur zu finden war und ist beeindruckt von dessen Schaffen.

Der Herzog habe in und um Braunschweig „unheimlich viel bewegt“. Das Staatsorchester habe er zwar nicht begründet, das gab es bereits, aber er hat es gefördert und um namhafte Musiker verstärkt. Braunschweig und Wolfenbüttel entwickelten sich zum „Hotspot“ der damaligen Musikerszene. Auch der darstellenden Kunst war der Herzog zugetan. Das Theater, das er 1690 bauen ließ, war „das moderneste und tollste in der damaligen Welt“. Leute von weit her seien herbeigereist, um sich die spektakuläre Bühnentechnik des ausgeklügelten Baus anzuschauen. Mehr als die Mechanik begeistert Bundies allerdings, dass der Herzog dieses Theater auch dem Volk zugänglich machte. „Das war zu dieser Zeit etwas Besonderes“, sagt er. Denn bis dahin waren Theatervorstellungen dem Adel und den höheren Schichten vorbehalten und keine öffentlichen Veranstaltungen. Dieser Gedanke, Kultur – und in diesem Fall speziell die Barockmusik – für alle zugänglich zu machen und in einen direkten Austausch mit dem Publikum zu treten, ist das Leitmotiv des Festivals „Braunschweig Barock“. „Mit weniger Abstand und nicht zu viel Respekt“, sagt Bundies. Dafür sei die Barockmusik, die ähnlich der Kammermusik von eher kleinen Ensembles gespielt wird – wie geschaffen. Und noch etwas begeistert Cellist Bundies für die Barockmusik: ihre Lebendigkeit. Es sei wichtig gewesen, in und mit der Musik Gefühle zu zeigen. „In der Barockmusik explodiert jede einzelne Note“, schwärmt er. Und das sei etwas ganz anderes als etwa die Musik der Romantik mit ihren langen Linien und ihren „unendlichen Melodien“.
Das Konzertprogramm von „Braunschweig Barock“ (rechts alle Veranstaltungen in Braunschweig) soll für jeden Geschmack und Geldbeutel sein und spannt den Bogen von Tafelfreuden mit Musikbegleitung unter freiem Himmel bis zum Starauftritt von Bariton Henryk Böhm. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, das detaillierte Festival-Programm unter www.braunschweigbarock.de.
Info:
Donnerstag, 9. Juni, 20 Uhr, St.-Magnikirche:
Eröffnungskonzert. Mit Werken u. a. Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann.
Freitag, 10. Juni, 10 Uhr, St.-Magnikirche:
Orchesterprobe mit Schülern. Eintritt frei.
13 Uhr, Platz vor der Magnikirche:
Mittagessen mit „Tafelmusik“. Eintritt frei. An den Tischen darf jeder mitgebrachtes Essen oder in den umliegenden Restaurants gekauftes verspeisen. Die Musiker sind mittendrin.
17 Uhr, Rittersaal, Burg Dankwarderode:
„Orientalische Rejse nach Isfahan“. Mit dem Hogir Göregen (Percussions).
20 Uhr, St. Katharinen:
„Orgelprüfung“ (W. Friedemann Bach).
Sonnabend, 11. Juni, 15 Uhr:
„Wassermusik auf der Oker“. Barocke Klänge im Museumspark. Zaungäste sind willkommen, der Eintritt ist frei.
Sonntag, 12. Juni, 10 Uhr, Magnikirche:
Konzertanter Gottesdienst „Bach heute“.
11.15 Uhr und 12.15 Uhr, Städtisches Museum, Musikinstrumente-Sammlung:
„Musikalische Intermezzi“, regulärer Museumseintritt.