Von André Pause, 19.11.2014.
Braunschweig. Die Lyrik auf seiner Jubiläums-Doppel-CD „Kompakt“ sei schon sehr politisch, findet Kabarettist Thorsten Stelzner. Mit der Satire habe er sich da mal lieber ein bisschen mehr dem Alltag widmen wollen. Entstanden ist eine Art „Best of“ aus 25 Jahren Wort-Arbeit.
„Obwohl: ’Das Beste‘ hört sich ja gleich immer so selbstverliebt an“, lacht der 51-Jährige, „es sind einfach Sachen dabei, die auf der Bühne immer funktionieren.“ Sogar etwas Autobiografisches, was in seinem Fall – weil ungewöhnlich – durchaus berichtens- beziehungsweise hörenswert.
Der Mann ist in der Weststadt aufgewachsen. Einem Stadtteil also, in dem über ambitioniertes Textwerk traditionell nicht so exorbitant häufig eine Platte gemacht wird. Das hat ihn auf die Idee gebracht, zu schreiben. Was ersteinmal paradox klingen mag, sich jedoch ganz einfach erklären lässt: „In Ermangelung an Leuten, mit denen ich reden konnte, habe ich mit 13 Jahren angefangen zu schreiben“, sagt Stelzner, „die Jungs am Wasserspielplatz sprachen damals nicht so gerne und viel über Gefühle. Und als ich dann meine erste Udo-Lindenberg-Platte geschenkt bekam, dachte ich: Das mache ich auch.“ Damals war das Letzte, was er sich vorstellen konnte, mit seinen Texten Geld zu verdienen. Eher schon sei es ein Stück weit Therapie gewesen – was auch heute noch manchmal so sei. „Wenn mich etwas emotional wirklich erwischt, mache ich Lyrik.“
Dass Stelzner mit seiner Kunst im Alter von 26 Jahren schließlich doch noch in die Öffentlichkeit gelangte, hat er zwei voneinander unabhängigen, zufälligen Treffen mit recht resoluten Förderern – beide Male übrigens am ehemaligen Kopierer in der Schreibwarenabteilung bei Karstadt – zu verdanken. „Ich bin genötigt worden“, schmunzelt der Autor.
Der Erste, der damals durch seine Skripte blätterte und las, war Spitze Wiegand. Der Szene-Gastronom wollte eigentlich Speisekarten-Einlagen für das von ihm übernommene „Savoy“ kopieren, und machte dem Literaten noch am Kopiergerät ein Angebot für eine Lesung. „Er hat mich vor die Wahl gestellt, 100 Plakate zu drucken, auf denen steht Stelzner liest, oder 200 auf denen steht Stelzner ist ein Feigling“, erzählt der Jubilar kopfschüttelnd. Natürlich nahm er an.
Als er einige Tage später die Seiten für den Auftritt zusammenkopieren wollte, zerrte ihn Freund Nummer zwei zu einem Drucker. Der Mann entpuppte sich als Mann der Lyrik und produzierte dem ungläubigen Mittzwanziger 1989 seinen ersten Text- und Gedichtband „Irgendwelche berechtigte Zweifel“. Als Gegenleistung verlangte er lediglich die Einnahmen des ersten Leseabends. So hat das alles angefangen, der Rest ist Geschichte.
Wenn Thorsten Stelzner am 21. November (20 Uhr) im Kult-Theater (jetzt im Schimmelhof) liest, werden solche Anekdoten sicher nicht fehlen. „Je intimer der Rahmen, desto mehr komme ich ins Quatschen“, meint er. Das sollte sich doch lohnen.
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