Braunschweig. „Ich hätte nie gedacht, dass der Hagenmarkt so ein Riesenaufreger wird“, fasste Oberbürgermeister Ulrich Markurth betroffen eine Diskussion zusammen, die seit mehr als drei Jahren tobt, eine Flut von Anträgen lostrat und auch in der Ratssitzung am Dienstag die Emotionen noch einmal hochkochen ließ.
Zur Erinnerung: So richtig den Stein ins Rollen gebracht hatten sechs Fraktionen im jüngsten Planungs- und Umweltausschuss. CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP und BIBS wischten die überarbeiteten Pläne der Verwaltung kategorisch vom Tisch und forderten einen nur wenig veränderten und vor allem grünen Hagenmarkt mit Rasenflächen und Bäumen.
Kurz vor der Ratssitzung lenkten dann SPD, Grüne, FDP und P² ein und signalisierten ihre Unterstützung für den Wunsch der Verwaltung nach einem Neustart des Planungsprozesses. Ihrem Antrag wurde mit einer knappen Mehrheit von 28 Ja- zu 24-Nein-Stimmen bei einer Enthaltung zugestimmt.
Zeit zum Durchatmen
„Das Prozedere um den Hagenmarkt ist kein Ruhmesblatt – für keinen“, resümierte SPD-Fraktionsvorsitzender Christoph Bratmann. Mit Blick auf den gut funktionierenden umgestalteten Bankplatz wünschte er sich für den Hagenmarkt mehr Aufenthaltsqualität und mehr als eine bloße „Wiederaufforstung“.
Auch Rainer Mühlnickel (Grüne) sieht in dem Neustart die Chance für eine „kreative Pause“. „Wir müssen jetzt durchatmen und überlegen, wie eine ideale Bürgerbeteiligung aussieht.“ Es seien Fehler gemacht worden, „aber für einen Planungsprozess gibt es kein Rezept und kein Kochbuch.“
„Brimborium“
Für ihr Einlenken ernteten die vier Fraktionen harsche Kritik von den Kritikern. „Wir brauchen das zeitaufwendige Brimborium eines Neuanfangs nicht“, konstatierte Wolfgang Büchs von den Grünen erregt. Proteste gegen die „grüne Lösung“ hätte es nur von Seiten der Architekten gegeben.
Büchs stieß sich insbesondere an der Art und Weise der Bürgerbeteiligung: „Die Idee von Hagenwald und Piazza verschwanden einfach aus den Konzepten. Auf Anfrage hieß es von der Verwaltung: Die Bürger können anregen nicht mitbestimmen.“ Den Hagenmarkt als grüne Oase belassen – das will auch nach wie vor die CDU. „Hochverdichtete, ökologisch tote Flächen sind nicht mehr zeitgemäß“, so Heidemarie Mundlos.
Neue Bürgerbeteiligung
Im jetzt beschlossenen Neustart sollen noch einmal alle Positionen auf den Tisch und in einer neuen Bürgerbeteiligung zur Diskussion gestellt werden. Auch die Fraktionen können weitere Vorschläge einbringen. Zudem sollen in der Wettbewerbsjury neben den Fraktionen auch Vertreter aus Verbänden und Initiativen sitzen, die sich mit Umweltschutz, Stadtplanung und Klimaschutz beschäftigen.