20. August 2022
Politik

Der Ausweg aus der Energiemisere lautet: Sparen

Rathausbüros sollen weniger geheizt, Gebäudebeleuchtung reduziert werden • Die gute Nachricht: Gasspeicher füllen sich

Endlich Abkühlung: Die Brunnen in der Innenstadt sind derzeit noch beliebter als sonst. Ein Grund mehr, sie vorerst aus den Energiesparplänen auszuklammern. Foto: Marion Korth

Braunschweig. Kein angestrahltes Rathaus, auch der Dom vielleicht bald im Dunkeln. Die Stadt will Energie sparen. Am Montag stellte Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum die vom Krisenstab entwickelten Eckpunkte des Energiesparpaketes vor.

Wenn’s allein um Schönheit und Repräsentation im Stadtbild geht, sollen die Strahler ausgeschaltet bleiben. Für die städtischen Gebäude ist dies beschlossene Sache. Da aber auch Gebäude des Landes oder der Kirchen illuminiert sind, wirbt Kornblum um ein gemeinschaftliches Vorgehen. Weitere Punkte: Die Bürotemperatur soll auf 20 Grad gesenkt werden, wenn es rechtlich erlaubt wird, auf 19 Grad, die in Sporthallen von 17 auf 15 Grad. Über den Frostschutz hinaus sollen Flure, Treppenhäuser und Foyers möglichst kalt bleiben. Die heizfreie Periode – derzeit vom 1. April bis 30. September – wird mit Blick auf die Ferienzeiten ausgeweitet. Im nächsten Jahr vom 25. März bis 30. Oktober, sofern es vorher nicht ungewöhnlich kalt wird.

Auch sonst gibt es Unwägbarkeiten. Bleibt die Coronalage entspannt, kann auf das fünfminütige Stoßlüften in Schulen vielleicht verzichtet werden. Einsparvolumen: mehr als neun Prozent.
Kindertagesstätten sind von den Maßnahmen ausgenommen. Die warmen Duschen in Sporthallen will Kornblum ebenfalls nicht abdrehen. Dabei geht es ihm um den Gesundheitsschutz, aber auch darum, den Vereinssport nicht zusätzlich unattraktiver zu machen oder gar Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport zu verderben. „Die Vereine haben durch Corona harte Jahre hinter sich und in den Grundschulen haben wir eine große Übergewichtsproblematik“, erläuterte Kornblum. Auch Flutlichtanlagen dürfen zunächst weiter genutzt werden – im Trainingsbetrieb aber bitte unbedingt im Energiesparmodus.

„Wir müssen aufpassen, dass wir mit einer Maßnahme, nicht eine Krise an anderer Stelle verstärken“, sagte Kornblum. Die städtischen Mitarbeiter ins Homeoffice zu schicken, höre sich zunächst gut an, verlagere das Energieproblem aber auf die privaten Haushalte und sei keine Lösung. Deshalb seien „Abwägung“ und „Augenmaß“ wichtig.
Gern würde Kornblum den Sanierungsstau bei städtischen Gebäuden schneller abarbeiten. „Aber wir sind an der Kante unserer Leistungskapazitäten.“ Das gilt für die Bauverwaltung, aber auch für Facharbeiter in anderen Bereichen. Schneller wird es dagegen mit dem hydraulischen Abgleich der Heizsysteme gehen. Angestrebtes Einsparpotenzial: zehn Prozent. „Eine Lösung, die vergleichsweise billig ist und viel bringt“, sagte Umweltdezernent Holger Herlitschke. Eine, die sich auch für Privathaushalte empfiehlt, ebenso wie Solarthermie auf Hausdächern für die Warmwasserbereitung. In der Sommerzeit müsse dafür kein Gas verbraucht werden.

Im Augenblick füllen sich die Gasspeicher trotz gedrosselter Lieferung aus Russland schneller als vorausberechnet. Viel hängt davon ab, ob sie im November zu 90 Prozent gefüllt sind. Da Gas auch zur Strom- und Fernwärmeerzeugung benötigt wird, zähle am Ende jeder Energiesparbeitrag. „Vielleicht schaffen wir es als Gesellschaft, dass sich die Speicher weiter so gut füllen wie jetzt“, sagte Kornblum. Bislang geht es noch ums Gaseinsparen, nicht um einen „physischen Gasmangel“. Kornblum hofft, dass es dabei bleibt.

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