Von Marion Korth, 16.04.2016.
Braunschweig. Die Oase mitten in der Wüste: ein märchenhafter Ort, der Wasser und Leben verspricht, ein Ort, um Kraft zu schöpfen. Nun ist die Schuntersiedlung alles andere als eine Wüste, eine Oase gibt es dort aber auch. Gestern wurde sie offiziell eröffnet: ein Ort, an dem Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder nach der Flucht nun auch ihrem Alltag entfliehen und zur Ruhe kommen können.
Die vier Buchstaben stehen aber auch noch für etwas anderes: „Orientieren, ankommen, spielen, entdecken“, zählt Otto Schlieckmann, Kirchenvorstandsvorsitzender der Brücke, einem Zusammenschluss der Kirchen im Norden der Stadt, auf. Vormittags waren die Gemeinschaftsräume in der Dankeskirche frei, ideal, um dort die Begegnungsstätte für die Frauen einzurichten. Die Frauenhilfe der Kirchengemeinde hatte sich schon lange engagiert, spielte mit den Kindern in der LAB, organisierte Ausflüge in den Zoo oder ins Theater. In dem Maße aber, in dem die Einrichtung im vergangenen Jahr immer mehr Menschen aufnehmen musste, wollte auch die Kirche ihre Initiative intensivieren. Pfarrerin Hanna Stöckmann-Wrede lag das Thema am Herzen und ganz heimlich, still und leise fanden sich alle Akteure zusammen, wurden Förderer und Unterstützer gewonnen, sodass nun für drei Jahre eine solide Basis gelegt ist. Von montags bis freitags zwischen 9.30 und 13 Uhr sind die Frauen und Kinder willkommen. Nicht nur Frauen aus der LAB. „Die hatten wir zunächst im Fokus, aber da wussten wir noch nicht, dass die Stadt bald auch dauerhaft Flüchtlinge aufnehmen muss“, sagt Norbert Velten, Geschäftsführung Diakonie im Braunschweiger Land. Im Austausch mit der LAB hatte sich herauskristallisiert, dass ein Ort der Begegnung außerhalb der Einrichtung sinnvoll wäre, doch inhaltlich war nichts festgezurrt, ist es eigentlich immer noch nicht.
Sticken? Nähen? Kochen? Projektleiterin Katharina Stappa erzählt von den Anfangsüberlegungen. „Aber das waren alles unsere Wünsche und Ideen.“ Stattdessen werde nun gemeinsam mit den Frauen das Programm entwickelt. Fester Termin in der Woche ist das gemeinsame Kochen und die Begrüßungsrunde jeden Morgen am großen Tisch. Deutsch wollen die Frauen lernen, vor allem aber reden. „Suha Swaid ist unsere Seelsorgerin, ein Geschenk des Himmels“, sagt Anke Grewe (Geschäftsführung Diakonie). Sie meint es genau so. Die gebürtige Palästinenserin Suha Swaid spricht arabisch, hebräisch, englisch und deutsch. Sie ist die Brücke zu den Frauen, übersetzt, hört zu. Das vor allem. Für uns fragt sie Nada Hussein aus dem Irak, was ihr der Besuch in der Oase bedeutet. Bevor Nada antwortet, lächelt sie Suha Swaid an. „Die Frauen sind so dankbar, sie wollen einfach erzählen. Sie sind glücklich mit uns und wir mit ihnen“, übersetzt die Dolmetscherin. Sie ist für die Frauen fast wie eine Freundin. Diese große Vertrautheit ist zu sehen und zu spüren, ebenso wenn die Ehrenamtlichen mit den Kindern spielen.
Regelmäßig gehen die beiden professionellen Projektmitarbeiterinnen in die Turnhalle in der Nibelungensiedlung und auch in die LAB, sprechen die Frauen direkt an, verteilen Handzettel, machen das Angebot bekannt. Die ersten Male sind sie gemeinsam mit den Frauen im Bus in die Schuntersiedlung gefahren, damit diese den Weg kennenlernen.
In der Oase haben Männer – auch Ehemänner – nichts zu suchen. Manche Frauen dürfen gar nicht erst kommen, ansonsten aber gebe es keine Probleme damit. Einige kurdische Männer hatten sich die Einrichtung einmal anfangs angeschaut, waren dann aber beruhigt.