27. November 2015
Kulturelles

Die Handlung ist Nebensache

„Ganze Kerle voll im Takt“ feierte rhythmische Premiere in der Komödie am Altstadtmarkt.

Wir trommeln für Sie: die Schauspieler Tanja Wenzel, Carsten Spengemann, Martin Zuhr, Wolf-Guido Grasenick und Werner H. Schuster (v.l.). Foto: imagemoove

Von André Pause

Braunschweig, 27.11.2015. Viele honorige Musiker kommen aus der südenglischen Küstenstadt Brighton: Fat Boy Slim, Blood Red Shoes oder The Go! Team. Und auch die genrebildende Perkussion-Band Stomp avancierte von dort aus zum Welterfolg. Die Kunst, auch dem allerletzten Alltagsgegenstand einen Ton zu entlocken, machte die Gruppe bekannt, beliebt und – mal so unter uns geschmackssicheren Pastorentöchtern – auch berüchtigt.

An die Popularität dieser Spielart dockt die von Jan Bodinus inszenierte Produktion „Ganze Kerle voll im Takt“ an, die jetzt in der Komödie am Altstadtmarkt Premiere feierte. Hier werden schlürfend und klackernd die Besen geschwungen, Werkzeugkisten als Becken gebraucht, Holzstangen, Mülltonnendeckel und Wellplastikteile mit Stöckchen beklöppelt oder Sauggeräusche mit handelsüblichen Pömpeln erzeugt.

Dass Sam Knoxville (Werner H. Schuster) und George McGregor (Martin Zuhr) einen Schrotthandel betreiben, den ihnen Sarah King (Tanja Wenzel), die Dame vom Bauordnungsamt, am liebsten dichtmachen würde, weil das Betriebsgebäude nach neuesten Bestimmungen nicht die erforderliche Mindestgröße aufweist – kurz: das was gemeinhin als Handlung bezeichnet wird – rückt da fast ein bisschen zu sehr in den Hintergrund.

Ob der vom musikalischen Pizzaboten Ricardo (Wolf-Guido Grasenick) empfohlene Anwalt Thomas Parker (Carsten Spengemann) das Duo kurz vor klamm juristisch rausboxt, indem er das Dach abdecken lässt, um die Bestimmungen zu umgehen, weil aus der Halle ja nun ein Hof wird, oder ob Sam und George selbst auf die Idee kommen, mit gleicher Intention den Betriebszweck ihres Unternehmens zu ändern – irgendwie alles geschenkt. Hier geht es schlicht und einfach um Rhythmus. Selbstredend auch um den der Liebe, denn total zufällig waren die Amtsfrau und der Anwalt mal ein Paar …
Wer wissen möchte, ob sich die beiden am Ende noch näherkommen als auf – in diesem Kontext nicht unkomisch – Schlagdistanz, sollte jetzt in die Komödie am Altstadtmarkt vorbeischauen. Vor dem soliden Ensemble, insbesondere Wolf-Guido Grasenick, der zusätzlich die musikalische Leitung des Abends innehatte, sei aufgrund der nicht-alltäglichen musikalischen Herausforderung ausdrücklich der Hut gezogen. Manchem Besucher wird das Ausmaß der Rhythmusparade wohl trotzdem schwer auf den Senkel gehen.
Alle Termine und weitere Informationen zum Stück gibt es im Internet unter www.komoedie-am-altsstadtmarkt.de.

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