Innenstadt. Mehr war nicht drin. Aus dem eher dürftigen Plott zu „Älter werden ist nichts für Feiglinge“ haben Regisseurin Manon Straché und ihr Schauspielteam – Gaby Blum als Sylvie Caron, Ulli Kinalzik als ihr Freund Hugo Dubois, Florian Battermann als Stiefsohn Pascal – rausgeholt, was möglich ist.
Und mehr. Denn vor allem das Liebespaar Blum/Kinalzik überzeugt trotz zum Teil alberner Handlung und an Slapstick grenzender Szenen.
Der achtzigjährige Witwer Hugo Dubois lebt mitten in Paris. Mit seiner neuen Liebe Sylvie Caron. Dubois hat das lebenslange Wohnrecht für das Apartment geerbt, das gilt jedoch nur für ihn allein. Als plötzlich Pascal vor der Tür steht und Eigenbedarf anmeldet, wird es kompliziert. Und haarsträubend.
Das Seniorenpärchen feilt an seiner Abwehrtaktik und versucht mit Seifenlauge, Stromschlägen und angesägten Treppenstufen dem jungen Eindringling die Wohnung zu vergällen. Natürlich vergeblich. In die meisten ihrer Fallen tappen sie selbst schmerzhaft hinein. Am Ende soll ein Bankraub die Lösung aller Probleme bringen…
Freude an diesem Abend, der wie aus den 70ern gekippt wirkt, macht die Schauspiel-Crew. Der 82-jährige Ulli Kinalzik ist seit Jahren ein beliebter Gast in der Komödie. Und er überzeugt auch diesmal. Vital und gut trainiert (mit ein paar Liegestützen wie aus dem Fitnesslehrbuch) zeigt er, dass Alter in der Liebe keine einschränkende Rolle spielen muss. Im Zusammenspiel mit Gaby Blum, genauso fit und ebenfalls seit langem beliebt in Braunschweig. ist echte Schauspielkunst zu erleben. Die beiden retten regelrecht das Stück, lassen es nicht abgleiten auf das Niveau von jovialem Schenkelklopfen oder der so häufig zu erlebenden vermeintlich „lustigen Alterserotik.“
Das Paar auf der Bühne zeigt zwischen den Witzchen überzeugend das, was sich viele Menschen wünschen und einigen gelingt: Eine tiefe Liebesbeziehung inklusive Spaß am Sex. Hier hätte das Stück mehr sein dürfen. Und hier erfüllt auch Florian Battermann als Stiefsohn neben seinem egoistisch unbekümmerten Versicherungs-Typen-Auftritt eine wichtige Rolle: Er zeigt durch sein völliges Nichtverstehen, wie weit Liebe im Alter von einer Selbstverständlichkeit entfernt ist. „Älter werden ist nichts für Feiglinge“ könnte auch heißen „Die Liebe ist nichts für Feiglinge“.
Das Publikum ist an diesem Abend restlos begeistert.