Von Martina Jurk, 09.04.2014.
Braunschweig. Mit „hervorragend angenommen“ quittieren Stadtverwaltung und Alba Braunschweig den Bürgern die Akzeptanz der neuen Wertstofftonne seit Einführung vor drei Monaten. Die Braunschweiger seien fleißige und saubere Sammler. Wehe dem, der sich an den gelben Tonnen – augenscheinlich – unbefugt zu schaffen macht.
Das nämlich will Renate Zeus (Name von der Redaktion geändert), die in der Anklamstraße im Heidberg wohnt, beobachtet haben. Ihr Ärgernis: Der Fahrer eines Kleintransporters mit der Aufschrift „Gemeinsam sparen – statt einfach wegwerfen“ habe die mit einer Schleuse versehene Restmüllanlage geöffnet und wahllos und ohne Kontrolle befüllte Plastikbeutel aus der gelben Tonne in den Restmüllcontainer umgelagert, entrüstet sich die Mieterin. Es sei keine Aussortierung von falsch vorgenommener Mülltrennung gewesen, behauptet sie. „Warum dann überhaupt Recycling-Trennung in gelbe Tonnen und der ganze Rummel“, fragt Renate Zeus.
Die nB fragte bei der Musterknaben eG, eine Genossenschaft für vorbildliches Abfallmanagement, nach. Seit 1. Januar 2014 ist sie als Dienstleister von der Braunschweiger Baugenossenschaft Wiederaufbau per Vertrag beauftragt, zu kontrollieren, ob sich in den gelben Containern Dinge befinden, die nicht hinein gehören, um so einer Fehlbefüllung vorzubeugen. „Wir kontrollieren vier- bis fünfmal pro Woche an allen Plätzen, die die BBG in Auftrag gegeben hat, und versuchen so, Zusatzkosten für die Wohnungsbaugesellschaft zu verhindern“, sagt Musterknaben-Vorstand Sven Kaerkis. Bei Fehlbefüllung lasse Alba die Container stehen oder leere sie als Restmüll, was 80 Euro Kosten pro Leerung verursachen würde. Bei Nachsortierung und erneuter Abholung wären 18 Euro fällig.
Für Fragen der Mieter sei ein Aufkleber an den Containern angebracht mit der Telefonnummer der Musterknaben eG. Wenn Mietern wie Renate Zeus Ungereimtheiten auffallen würden, dann könnten sie sich gleich an die Genossenschaft wenden, damit das Problem geklärt werden könne.
Dirk Sievers von der BBG bestätigt die vertraglich vereinbarte Dienstleistung der Musterknaben eG. „Sie sorgt für die Sauberkeit um die Container, bereitet den Abfuhrtag vor, prüft die gelben Container auf Fehlbefüllungen und sortiert gegebenenfalls nach. „Durch die Einführung der Schleusen im Restmüllbereich (die Bewohner haben per Chip Zugang zu den Containern/Anm. d. Red.) wurde beziehungsweise wird erheblich Müllvolumen eingespart. Die Einsparung kommt wiederum den Mietern zugute. Der Dienstleister partizipiert ebenfalls daran.“
Auf die Frage, wie Fehlbefüllungen erkannt werden (vor allem, wenn der Abfall in Plastiktüten in die Tonnen geworfen wird), antwortet Alba Braunschweig, dass die Müllwerker stichprobenartig volle Wertstofftonnen kontrollieren würden. Außerdem würden die Müllwerker Sichtkontrollen durchführen.
Bei Großbehältern werde in Verdachtsfällen der Behälter zunächst nur teilweise geleert und der verbleibende Rest anschließend visuell kontrolliert. „Grundsätzlich ist jedoch zu konstatieren, dass das Material von den Braunschweiger Bürgerinnen und Bürgern überwiegend gut sortiert wird. In Teilbereichen gibt es noch Probleme, an denen derzeit zusammen mit den Vermietern gearbeitet wird“, heißt es in der Stellungnahme von Alba.
Bereits jetzt werde rund ein Drittel mehr Wertstoffe erfasst als mit dem alten System. Die Wertstoffanlieferungen aus der Stadt Braunschweig an der Sortieranlage in Watenbüttel seien im Vergleich zu Anlieferungen aus anderen Sammelgebieten sehr sauber, bilanziert Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer.
Die Anzahl von falsch gefüllten Behältern sei mit etwa 0,5 Prozent aller bisher eingesammelten Tonnen und Behälter sehr gering. Auch die Bereitstellung der Wertstofftonnen am Abfuhrtag funktioniere gut.