13. Juni 2018
Politik

Durchbruch in einer langen Diskussion

Rat der Stadt Braunschweig beschließt Erhöhung der Stundensätze, um Betreuungsplätze zu sichern und zu schaffen

Der Rat der Stadt Braunschweig. Archivfoto

Rat Braunschweig

Braunschweig. Christoph Bratmann, Fraktionsvorsitzender der SPD-Ratsfraktion, freut sich über einen Durchbruch in der Diskussion über eine leistungsgerechte Bezahlung in der Kindertagespflege. Am Dienstag ist der Rat dem interfraktionellen Antrag von SPD, CDU und Grünen zur Qualitätsentwicklung und Entgeltgestaltung in der Kindertagespflege gefolgt.

Mit dem Antrag soll stufenweise ein differenziertes System der Bezahlung von Tagespflegepersonen eingeführt werden. Neben der Erhöhung des Basisentgeltes bereits zum 1. August 2018 von derzeit 4,10 Euro € pro Kind und Betreuungsstunde auf zukünftig 4,80 € ist die Gewährung eines Leistungszuschlags vorgesehen, der insbesondere Tagepflegepersonen zugutekommt, die mehr als drei Kinder betreuen. 2019 sollen weitere Zuschläge folgen, die in einem Workshop zur Qualitätsentwicklung in der Kindertagespflege herausgearbeitet worden waren. 4,8 Millionen Euro im Jahr würden dadurch zusätzlich für die Kindertagespflege ausgegeben, ein großer Teil zur Schaffung zusätzlicher Plätze. Bratmann: „Wir wollen mit der Erhöhung der städtischen Zahlungen für Kindertagespflege Zuzahlungen von Eltern an Tagespflegepersonen überflüssig machen und die berufliche Situation der Tagesmütter und -väter in Braunschweig deutlich verbessern. Die berufliche Tätigkeit als Tagespflegeperson soll gewürdigt und deutlich attraktiver werden, was vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach Betreuungsangeboten auch im Bereich der Unterdreijährigen dringend geboten ist.“ Nach Einschätzung der Verwaltung können durch die Maßnahmen 250 bis 300 zusätzliche Plätze in der Kindertagespflege geschaffen werden.

Ohne Tagesmütter und -väter geht es nicht

Braunschweig. Ohne sie könnte die Stadt Braunschweig den gesetzlichen Anspruch auf einen Krippenplatz kaum einlösen, doch Tagesmüttern (mittlerweile gibt es auch einige Tagesväter) warteten bis jetzt vergebens auf die finanzielle Wertschätzung ihrer Arbeit. Und dies, obwohl die fachlichen Ansprüche an sie gestiegen sind.

Mit seiner Entscheidung am Dienstag setzte der Rat ein Signal: Die Stundensätze werden zum August von 4,10 auf 4,80 Euro je Kind angehoben, für das vierte und fünfte Kind in der Tagesbetreuung sogar auf 5,30 Euro. Den Antrag dazu hatten Grüne, SPD und CDU gemeinsam eingebracht. Dr. Elke Flake (Bündnis 90/Die Grünen) und Frank Flake (SPD) hatten zuvor deutlich gemacht, dass diese Erhöhung längst überfällig war. „Braunschweig zahlt den niedrigsten Betrag in der Region“, sagte Frank Flake. Die letzte Erhöhung sei vor acht Jahren erfolgt. Antje Keller (CDU) zog die Parallele zum Angestellten und fragte: „Wie motiviert ist wohl ein Arbeitnehmer, der seit acht Jahren keine Gehaltserhöhung erhalten hat?“
Die durch die Angleichung entstehenden Mehrkosten, so die Hoffnung, werden sich für die Stadt Braunschweig bezahlt machen. So rechnen die Politiker damit, dass 250 bis 300 neue Plätze in der Tagespflege entstehen werden, auch deshalb, weil durch die Heraufsetzung des Satzes für das vierte und fünfte Kind die vom Jugendamt erlaubte Zahl betreuter Kinder öfter ausgeschöpft werde. Die gleiche Anzahl an Plätzen in städtischen Einrichtungen zu schaffen, wäre eine Millioneninvestition.

Anders als früher sei die Tagespflege keine Nebenbeschäftigung von Müttern mehr, sondern eine Vollzeitbeschäftigung. Für Gisela Ohnsorge (Die Linke) war wichtig, dass mit der Veränderung nun auch Urlaub und Krankheit abgesichert sind.

Auch interessant