Von André Pause, 09.11.2016.
Braunschweig. Zehn Bewerber sitzen gespannt im Zuschauerraum der Komödie am Altstadtmarkt, hören Florian Battermann zu, der zum Casting ins Haus in der Gördelinger Straße eingeladen hat. Gemeinsam mit der nB hatte der Theaterchef nach Amateurdarstellern oder solchen die es werden wollen gefahndet, nach Leuten, die sich vorstellen können, die Mini-Rolle des Pagen im Weihnachtsstück „Drei Männer im Schnee“ zu übernehmen (Premiere am 3. Dezember).
Aus den Kurzbewerbungen hat das Komödienteam die interessantesten zehn ausgewählt. „Alle, die am Ende auf der Bühne stehen werden, erwartet eine kleine, aber immerhin tragende Rolle“, so Battermann, der die darstellerische Aufgabe insofern gleich mal ironisch auf die Schippe nahm, als dass ein Page natürlich auch zum Koffer schleppen da ist.
Im Anschluss wurde die schauspielerische Fingerübung – alle Bewerber hintereinander weg – geprobt. Eine überschaubare Angelegenheit, denn die Rolle hat verdammt wenig Text. Einmal muss ein Eilbrief mit den Worten „ein Eilbrief für Herrn Dr. Hagedorn“ übergeben werden, in der nächsten Szene soll es in aller Kürze heißen: „Gestatten Sie mir Ihnen zu helfen, gnädige Frau. Bitte, hier entlang.“ Nicht allen Teilnehmern kommen die Sätze auf Anhieb unfallfrei über die Lippen, mit dem zweiten Anlauf sitzt die Sache jedoch in der Regel.
Während des zehntägigen Durchlaufproben-Prozesses vor der Premiere ist ja noch Zeit, um zu verfestigen. Allein darauf möchte sich Florian Battermann aber nicht verlassen und klopft sicherheitshalber schon mal die jeweils verfügbare Zeit für die heiße Phase ab. „So eine Rolle bedeutet auch Verantwortung. Da kann man nicht sagen: Mein Bus war zu spät“, macht er den Bewerbern klar.
Überzeugt haben den Theaterchef im Rahmen des ersten Beschnupperns fünf Teilnehmer. Die Möglichkeit, die Rolle zu teilen stehe daher weiterhin im Raum. Zwei von ihnen sind die Krankenschwester Charlotte Grolla, die für das Casting eine OP noch vor Nahtende verlassen hat, und Till Seifert, der als Atem-, Stimm- und Sprechtrainer arbeitet, dem ein oder anderen aber eher als talentierter Singer-Songwriter bekannt sein dürfte.
„Ich habe während meiner Schulzeit mehr als drei Jahre Schauspielunterricht an der Kreisvolksschule gehabt. Auch wenn es in der vorgesehenen Rolle nicht viel zu sagen gibt, wäre es für mich die optimale Gelegenheit, wieder Bühnenluft zu schnuppern. Da habe ich ein bisschen Sehnsucht. Und Kreativität kann ich im Beruf ja nur an Bausatzteilen zeigen“, erklärt Charlotte Grolla schmunzelnd.
Bei Till Seifert ist das letzte Mal auf der Schauspielbühne ebenfalls ein Weilchen her. „Ich habe an der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule bei Musicals mitgewirkt und auch in Theaterjugendclubs gespielt“, sagt er. Die geringe Größe der Rolle sei für ihn okay: „Das klingt nach einem überschaubaren Aufwand.“