12. Mai 2023
Buntes

Ein großes Herz und viel Courage

Connor und Matteo engagieren sich mit einer ungewöhnlichen Aktion für krebskranke Kinder

Connor (12) und Matteo (11) haben’s geschafft. Drei Jahre lang ließen sie ihre Haare wachsen, um anderen Kindern zu helfen. Am Schluss reichte die Mähne bis zum Rücken. Foto: Wiefel

Die Haare sind wieder raspelkurz. Zumindest bei Connor. Matteo hat sich für ein schwungvolleres Finish entschieden. Der Jungenhaarschnitt fühlt sich für beide noch etwas seltsam an. „Es war ein bisschen kühl am Kopf“, erzählt Connor von den ersten Tagen. Bis vor Kurzem reichten Beiden die Haare nämlich bis zum Rücken.

Nicht, weil es so obercool ist, wie ein Hippie aus den 70ern auszusehen, sondern weil Connor und Matteo etwas für andere tun wollten: Für Kinder, denen es nicht so gut geht wie ihnen. Die beiden Jungs, die sich über den Fußball kennen, spendeten ihre Haare an die Deutsche Krebshilfe. Die wiederum lässt daraus Perücken für kleine Krebspatienten machen. Ein bisschen stolz sind der Elf- und der Zwölfjährige schon, doch einfach waren die vergangenen drei Jahre für sie nicht.

Wer nicht mit dem Strom schwimmt, muss manchmal ein dickes Fell haben, ein ziemlich dickes Fell. Connor Karries und Matteo Ballhaus hatten es. Drei Jahre lang ertrugen sie tapfer die zahllosen Hänseleien der Klassenkameraden und Sportsfreunde. Gar nicht so leicht, wenn man erst 11 und 12 Jahre alt ist. „Guck mal, da kommt ein Mädchen“, erinnert sich Connor an nervige Frotzeleien hinter seinem Rücken.

Gemeinsam haben sie es geschafft (v.l.): Connor Ballhaus und Antje Kariess, Trainer Axel Würdemann, der die beiden Jungs unterstützte, sowie Maren Ballhaus und Matteo Kariess. Foto: Birgit Wiefel

Tatsächlich reichten ihm und Matteo die Haare zum Schluss bis weit über die Schultern und waren die meiste Zeit zu strohblonden bildschönen Zöpfen gebunden. „Für eine Spende an die Deutsche Krebshilfe müssen die Haare mindestens 25 Zentimeter lang sein“, weiß Matteo inzwischen. Und außerdem perfekt gepflegt. „Sie dürfen zum Beispiel keinen Spliss haben“, erzählt Connors Mutter Maren von den strengen Auswahlkriterien, die regelmäßiges Waschen, Kämmen und Haarkuren nach sich ziehen. „Echt anstrengend“ seufzt Matteo im Rückblick.

Trotzdem entschieden sich die beiden Jungs, die mit Begeisterung im SV Kralenriede und im JFV Kickers Fußball spielen, das Projekt durchzuziehen. Was trieb sie an? Connor zuckt die Achseln. „Ich fand es einfach eine gute Idee, etwas für krebskranke Kinder zu tun“, sagt er bescheiden. Und Matteo hatte sich von einer Klassenkameradin mitziehen lassen, die ihre Haare ebenfalls der Deutschen Krebsstiftung überlassen wollte.

Das Durchhaltevermögen der Jungs fand Beachtung. Axel Würdemann, Trainer der D-Jugend beim SV Kralenriede, war so begeistert, dass er für die Beiden sammelte und ihnen jeweils einen Gutschein überreichte. „In den vergangenen drei Jahren ist so viel Trauriges in der Welt passiert. Dagegen haben Connor und Matteo ein positives Zeichen gesetzt. Toll!“, ist Würdemann beeindruckt.

Vor Kurzem fiel dann beim Friseur die Haarpracht und wurde als dick geflochtener Zopf beziehungsweise als zwei Zöpfe an die Deutsche Krebsstiftung geschickt, die sie anschließend zu Perücken für Kinderkrebspatienten knüpfen lässt. Würden der Elf- und Zwölfjährige das Projekt noch einmal durchziehen? Matteo überlegt. „Ja, eventuell“, sagt er. Auch Connor kann sich vorstellen, die Aktion anderen Kindern weiterzuempfehlen. Und die Kommentare? „Am besten einfach ignorieren“, rät er.

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