25. Februar 2023
Politik

Ein Konzerthaus am Bahnhof?

Verwaltung schlägt vor, den geplante Musiktempel im neuen Bahnhofsquartier anzusiedeln

Stellten den geplanten Standort vor (v.l.) Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer, Hochbau- und Umweltdezernent Holger Herlitschke, Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse. Foto: Birgit Wiefel

Fast 20 Jahre lagen die Pläne auf Eis, jetzt soll Braunschweig endlich sein Konzerthaus bekommen. Nicht auf dem Brachgelände Großer Hof und auch nicht im einstigen Karstadt-Einrichtungshaus, sondern direkt gegenüber dem Bahnhof im künftigen Bahnhofsquartier.

„Der Standort ist optimal: Es muss keine Fläche versiegelt werden, das Haus ist außerdem direkt an den ÖPNV angebunden“, nannte Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum beim Ortstermin in Viewegs Garten die Vorteile.
Noch müssen die Gremien und auch der Rat über den Vorschlag der Verwaltung abstimmen, doch das Projekt wird mit Volldampf vorangetrieben. Fasst der Rat den Grundsatzbeschluss, sollen die Planungen umgehend aufgenommen werden, so dass im kommenden Jahr über die konkrete Umsetzung entschieden werden könnte.

„Nachfrage ist da“

Ein eigenes Konzerthaus? Braucht Braunschweig das überhaupt? Ja!, meint der OB. „Fach- und Führungskräfte achten bei der Wahl des Wohnortes immer stärker auf ein attraktives Umfeld. Das wollen wir mit dem Konzerthaus bieten“, argumentiert Kornblum. Zurzeit müsse man für ein solches Angebot außerdem weit fahren, so Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse und verweist auf Hannover und Bielefeld. „Die Nachfrage nach Musikveranstaltungen ist vorhanden, die Zahlen haben fast das Vor-Corona-Niveau erreicht“, betont Hesse.
1000 Plätze soll das Konzerthaus bieten und gleichzeitig mit dem neuen Domizil der Städtischen Musikschule verbunden sein. Ein Win-Win-Effekt findet die Braunschweiger Kulturdezernentin. „Auf diese Weise wird sich das Publikum durchmischen, eine Begegnung zwischen internationalen Künstlerinnen und Künstlern und dem Nachwuchs stattfinden.“ Durch die Hinzunahme der Musikschulräume könne der Konzerthaussaal außerdem auf 1200 Plätze erweitert werden. Nicht nur Klassik wird auf dem Programm stehen, sondern auch Rock- und Popkonzerte, „von den Toten Hosen unplugged bis Metallica“, ließ OB Kornblum der Phantasie freien Lauf.

Wie der Plan zeigt, würde das Konzerthaus (grün eingezeichnet) nicht im, sondern am Park stehen, in Sichtachse zum Bahnhof. Foto: Birgit Wiefel

Eingriff in Park minimal

Über den Standort des Konzerthauses war lange gemunkelt worden. Warum die Wahl am Ende auf Viewegs Garten fiel, erklärt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer so: „Am Großen Hof würden die Belange des Lärmschutzes nicht erfüllt, das ehemalige Karstadt-Warenhaus in der Poststraße müsste dagegen erheblich umgebaut werden“, bei einer Ansiedlung neben der Stadthalle seien Konflikte mit dem Denkmalschutz zu erwarten. Der Eingriff in den Park sei minimal. „Der geplante Standort am südlichen Ende von Viewegs Garten ist heute eine versiegelte Fahrbahn“, betont Leuer. Entlang des Willy-Brandt-Platzes und der Kurt-Schumacher-Straße würden zudem große Grünflächen einen Ausgleich schaffen.

Was die voraussichtlichen Baukosten betrifft, hielt sich Holger Herlitschke, Dezernent für Umwelt, Stadtgrün, Sport und Hochbau, noch bedeckt. Es sei zu früh, konkrete Angaben zu machen, erst würden einige Fachgutachten benötigt werden, für 2024 sei dann ein Architektenwettbewerb geplant. Eine finanzielle Kraftanstrengung wird die geplante Konzerthalle allemal. „Sobald ein Kostenrahmen ermittelt ist, prüfen wir auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Spenden, Funding oder ÖPP“, so OB Thorsten Kornblum.

Stimmen zum Konzerthaus: 

Tobias Hoffmann, Präsident IHK Braunschweig: „Die Stadt Braunschweig macht mit diesen Planungen einen überfälligen und angemessenen Aufschlag. Mit solch einem hochkarätigen Veranstaltungsort wird Braunschweig seiner Rolle als Oberzentrum gerecht. Das wird Publikumseffekte haben, die in die gesamte Region ausstrahlen. Damit wird auch unser Wirtschaftsraum stärker, denn diese Stärke bemisst sich auch im kulturellen Angebot eines Standorts. Auswärtige Fach- und Führungskräfte schauen bei sowas genau hin!“

BIBS-Ratsfrau Bianca Braunschweig und BIBS-Ratsherr Bernhard Piest: „Unabhängig von der Standortwahl muss unbedingt geklärt werden, ob die angekündigten ‚Synergieeffekte‘ – also der aktive Austausch zwischen jugendlichen und professionellen erwachsenen Musiker*innen – tatsächlich verwirklicht werden sollen. Unbedingt zu klären ist auch die Frage nach dem Umfang der laut Aussage der Stadt ‘minimalen Eingriffe‘ in den Park, die vorgenommen werden sollen. Es sollen so viele Bäume wie möglich erhalten bleiben, auch am Rande des Parks!“

Karsten Ziaja, Vorsitzender des Arbeitsausschuss Tourismus Braunschweig (ATB): „Ein modernes, gut erreichbares Konzerthaus stärkt den Freizeittourismus in Braunschweig, bringt mehr Tagesgäste und motiviert in Kombination mit den weiteren freizeit- und kulturtouristischen Angeboten zu längeren Aufenthalten. Mit dem geplanten Konzerthaus erhielte Braunschweig eine Location für Veranstaltungen mit überregionaler Strahlkraft und könnte damit eine bestehende Lücke schließen. Die Stadt braucht diesen Akzent für den Kulturtourismus, die Live-Kultur hat auch gerade in Zeiten der Digitalisierung einen hohen Stellenwert. Deshalb begrüßen wir das Projekt.“

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