Die tiefe Ergriffenheit war ihm anzusehen. 2020 wurde Sally Perel mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig ausgezeichnet. Die Zeit in Braunschweig sei die „schicksalhafteste Zeit seines Lebens“ gewesen, gestand der 95-Jährige damals anlässlich des Festakts in der Stadthalle, zu dem er – coronabedingt – online zugeschaltet war.
In der vergangenen Woche ist Salomon „Sally“ Perel im Alter von 97 Jahren gestorben. Unzähligen Braunschweigern war er ein Begriff. Im Foyer des Rathauses liegt deshalb bis zum 14. Februar ein Kondolenzbuch aus, in das sich Bürger eintragen können. Zusätzlich hat die Stadt auf ihren Internetseiten www.braunschweig.de ein digitales Kondolenzbuch eingerichtet, das bis Ende Februar freigeschaltet ist. Schülerinnen und Schüler in Peine legten Anfang der Woche gelbe Rosen am Geburtshaus von Perel nieder. Stolpersteine erinnern dort an seine Eltern und seine Schwester, die während der NS-Zeit deportiert wurden und umkamen.
40 Jahre geschwiegen
Die Erlebnisse als Sohn jüdischer Eltern waren für Salomon Perel so einschneidend, dass er 40 Jahre brauchte, um über sein Schicksal während des Dritten Reiches zu sprechen und zu schreiben. In seinem Buch „Ich war Hitlerjunge Salomon“ erzählt er, wie er es schaffte, sich als Volksdeutscher auszugeben und als „Jupp Perjell“ zu überleben. Unter falschem Namen wurde er in die Wehrmacht aufgenommen, war Schüler an der „Akademie für Jugendführung“ in der Wolfenbütteler Straße und ab 1943 Werkzeugmacher-Lehrling im Braunschweiger Volkswagen Vorwerk in der Gifhorner Straße. Seine Erlebnisse an die Jugend weiterzugeben, war ihm immer ein großes Anliegen. In Lesungen und Vorträgen berichtete er über sein Schicksal, machte sich immer wieder für Respekt gegenüber anderen stark. Die IGS Volkmarode trägt inzwischen seinen Namen, Volkswagen Braunschweig vergibt seit 2013 den Sally-Perel-Preis für Projekte und Initiativen von Schülern, die sich in besonderer Weise für Toleranz stark machen.
Unvergessen sein Auftritt auf dem Schlossplatz im November 2019. 20 000 Bürger waren damals zu einer Demonstration gegen den AfD-Parteitag zusammen gekommen. Als der kleine große Mann seine Stimme erhob und mahnte, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. „Ich empfinde große Dankbarkeit dafür, was er für Braunschweig und die Region getan hat“, fasst Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum den Einfluss von Salomon Perel auf die Stadt zusammen.