.
Von Ingeborg Obi-Preuß, 05.08.2016.
Braunschweig. „Ich bin es doch nicht allein, wir sind ein Team“, wehrt Heike Blümel jedes persönliche Lob ab. Aber – sie ist nun mal die Hauptfigur in „ihrem Wohnzimmer“, der DRK-Kaufbar. Von hier aus hat sie ein Netz gewoben, in dem sich sprichwörtlich alle wiederfinden können und sollen. Wie in einer echten Familie.
Arabischunterricht und Fahrradtouren, Theater und Flickwertstatt, Flüchtlingshilfe, Beratung, Begegnung und noch so viel mehr. Ständig ist alles in Bewegung, passt sich den Entwicklungen und Veränderungen an – wie in einer Familie eben. Angefangen hat Heike Blümel ehrenamtlich im Jahr 2000 beim DRK-Ortsverein der City, damals noch neben ihrem Hauptjob bei der Deutschen Angestellten Akademie (DAA).
Schularbeitshilfe und Kinderbetreuung standen am Beginn, ein geschenktes Sofa am Anfang der Weiterentwicklung. „Die Kinder spielten und schliefen darauf, immer mehr Nachbarn kamen vorbei mit ihren Geschichten, ihren Nöten, mit Vorschlägen, Ideen, Bitten und Spenden“, blickt Blümel zurück.
Schon bald war ihr klar, dass die „Wohnzimmer-Idee“ ideal war. Essen, trinken, reden, gemeinsam spielen oder lernen. Kunst und Kultur sollten die Basis sein, auf der sich alle treffen können. Und mit „alle“, meint Heike Blümel wirklich alle.
Und zwar bis heute. Mehrere Umzüge später, konnte sie 2004 die Kaufbar an der Helmstedter Straße eröffnen. Unter dem Dach des DRK lebt und gedeiht hier eine regelrechte Projektküche. „Durch das Wohnzimmerambiente haben wir einen enormen Synergieeffekt“, freut sie sich. Menschen, die Hilfe brauchen, treffen ganz direkt auf Menschen, die helfen können und wollen. Oder jemanden kennen, der helfen kann und will. Ein Arzt bietet seine Leistung inzwischen ebenso an wie eine Anwältin. Ehrenamtlich.
Als eine der ersten waren Heike Blümel und ihr Team in der Lage, Flüchtlinge in großer Zahl aufzufangen, die enorme Zahl an Ehrenamtlichen zu betreuen. Zwischenzeitlich chaotische Zustände konnten in Bahnen gelenkt werden.
Jetzt steht vor allem das Thema Integration und Verständigung auf der To-do-Liste der Kaufbar. Ein Beispiel sind die Refugee-Nachmittage, die zu einer Plattform geworden sind, auf der sich Alt- und Neu-Braunschweiger treffen, Projekte vorstellen, Unterstützung finden und suchen. „Es ist bewegend zu sehen, dass inzwischen die geflüchteten Menschen selbst ehrenamtliche Angebote machen“, freut sich Blümel. Aber auch „nur mal so“ ist in der Kaufbar jeder gern gesehen. „Wir kochen täglich ein vegetarisches Gericht, immer bio, immer lecker“, lockt Blümel zum Mittagstisch. Dazu gibt es Kaffee, Kuchen, Salate und mehr.
Das DRK als Träger finanziert die Basis der Kaufbar, für jedes Projekt, alle Projektmitarbeiter, müssen Finanzierungsanträge gestellt oder Spenden gesammelt werden. „Und vieles lässt sich auch nicht verwirklichen“, sagt Blümel, „deshalb ist das Geld aus dem Jazz-an-der Oker-Konzert für uns eine richtig große Hilfe.“