Braunschweig. Was gehen mich persönlich Klimaschutz und Kohleausstieg an? Die Grünen-Politikerinnen Imke Byl und Dr. Julia Verlinden sagen eine Menge.
Denn wenn die Bürger dazu beitragen, Energie zu sparen, dann wird es viel einfacher, ab 2050 ohne fossile Energieträger auskommen zu können. Die beiden Frauen werben für eine „Bürgerenergiewende“, an der private Haushalte als Stromeinspeiser teilhaben können. Zunächst aber geht es darum, aus der Kohlenutzung auszusteigen.
Ab 2050 dürfen keine fossilen Energieträger mehr verfeuert werden, so ist es auf europäischer Ebene beschlossen worden. Ein Schritt auf dem Weg dahin: Niedersachsen soll bis spätestens 2030 kohlefrei werden. Imke Byl, Landtagsabgeordnete der Grünen, sowie Bundestagsabgeordnete Dr. Julia Verlinden reisen derzeit durchs Land, um sich mit den Energieunternehmen über deren Planungen und Probleme auszutauschen. In Braunschweig, so der Eindruck der beiden Politikerinnen nach ihrem Gespräch bei BS-Energy mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Paul Anfang, ist die Umstellung auf einem guten Weg.
„In Braunschweig ist der Kohleausstieg bereits beschlossen“, hob Imke Byl hervor. Es bestünde großes Interesse, verschiedene Alternativen gegeneinander abzuwägen. Drei Lösungen würden derzeit geprüft, zwei sollen realisiert werden: Nutzung der Abwärme der Stahlerzeugung in Salzgitter, Erweiterung der Kapazitäten der mit Erdgas betriebenen Gas-Dampf-Turbine, Bau einer mit Altholz befeuerten Biomasseanlage. Anders in Wolfsburg, da setze VW allein auf Erdgas. Wärme zu nutzen, die sowieso anfällt, wie bei der Stahlproduktion, ist aus Sicht der beiden Politikerinnen besonders wünschenswert, hat aber auch ihre Tücken. „Es müsste eine Fernwärmeleitung gebaut werden“, sagte Julia Vierlinden.
Dass die Unternehmen, die beim Kohleausstieg vorangehen, belohnt und nicht bestraft werden, habe BS-Energy als Wunsch an die Politik formuliert. So unterschiedlich die Kohlekraftwerksbetreiber unternehmerisch auch aufgestellt sein mögen, der Kohleausstieg stehe für sie alle außer Frage. „Es war überall eine große Offenheit da, mit uns ins Gespräch zu kommen“, sagten die beiden Frauen.
„Seit zehn Jahren passiert nichts mehr in der Klimapolitik“, äußerte sich Byl enttäuscht über die Landes- und Bundespolitik. Im europäischen Vergleich liege Deutschland mit einem Anteil von unter 15 Prozent bei den regenerativen Energien auf Platz 18, Spitzenreiter sei Schweden mit 54 Prozent, sagte Vierlinden. Ab 2020 müsste Deutschland mit großen Strafzahlungen an die EU rechnen, weil es die gesteckten Klimaziele nicht erreicht – und Kohle sei der Klimakiller Nummer eins. Imke Byl war mit 24 Jahren die jüngste Abgeordnete, die jemals in den niedersächsischen Landtag gewählt worden ist, der Klimaschutz ist für sie zentrales Thema: „Ich bin als Lobbyistin für meine Generation unterwegs.“