Innenstadt. Das hatte sich Olaf Jaeschke anders vorgestellt. Der 60. Geburtstag seiner Galerie sollte groß gefeiert werden. So typisch Olaf eben: Gutes Essen, guter Wein, viele Menschen, ein schönes Miteinander. Dafür steht er, das kann er, das braucht er. Die Wärme der Menschen – und die Wärme der Kunst. Doch Corona hat hier einen Strich durch die Planung gezogen, es wurde nur ein kleines Zuprosten auf Distanz.
„Kunst ist, wenn das Auge das Herz berührt“, ist Olafs Motto für seine Galerie, für sein Leben. Das war ihm nicht in die Wiege gelegt. Vater Horst war Buchhalter. Beim Finanzamt. Und nebenbei half er kleinen Einzelhändlern bei ihren Steuern. Unter anderem auch bei Horst Wiedemann in seiner „Bilderetage“.
Zweimal Horst, da passten nicht nur die Namen zusammen. Die beiden Männer wurden Freunde, immer häufiger half Horst Jaeschke in der Bilderetage aus. „Irgendwann haben sie ausgeheckt, dass eine Stadt wie Braunschweig gut eine weitere Galerie vertragen könnte“, erzählt Sohn Olaf aus der Vergangenheit, „und weil die beiden keine Konkurrenz wollten, haben sie das selbst übernommen.“
Horst Jaeschke kaufte seinem Freund die Bilderetage ab, mit dem Geld gründete Horst Wiedemann eine neue Galerie – den „Malerwinkel“.
Dann kam der Aquarellmaler Günther Kapphammel ins Spiel. Horst Jaeschke hatte ihm ein Atelier über seiner Galerie eingerichtet, weil sich Kapphammels Aquarelle verkauften wie das berühmte „geschnitten Brot.“
Horst Wiedemann starb, Günther Kapphammel verlor seine Frau. Witwe und Witwer trösteten sich und wurden ein neues Paar. Eigentlich eine schöne Geschichte, „aber mit der Zeit kam Sand ins Getriebe“ erzählt Olaf heute, die Familien Jaeschke und Wiedemann/Kaphammel entfernten sich etwas mehr voneinander. Schließlich übernahm Sohn Thomas Kapphammel den ehemaligen „Malerwinkel“ und führt seitdem seine eigene Galerie. Olaf Jaeschke übernahm die Galerie seines Vaters an der Schuhstraße 1990. Zuvor war er immer wieder mit im Betrieb, aber vor allem war Olaf „auf Wanderschaft“. Nachdem klar war, dass er die Galerie übernehmen wird, legte sein Vater Wert auf eine erstklassige Ausbildung.
„Eigentlich wollte ich nach dem Internat studieren“, erzählt Olaf, aber „der Familienrat“ entschied, dass zunächst die praktische Seite wichtiger sei. In den Folgejahren arbeitete Olaf in großen Auktionshäusern in London und München, in Leistenfabriken genauso wie im Kunsthandel. Zurück in Braunschweig fand er direkt Anschluss bei den Wirtschaftsjunioren, mit denen er sein Netzwerk zu spinnen begann, das bis heute dichter und größer wird.

Dazu kamen enge Kontakte des Vaters zu dem berühmten Galeristen Rolf Schmücking, der von Braunschweig aus seine prominente Kundschaft in Basel oder auf Sylt betreute. Und dadurch auch Kontakte zu großen Künstlern wie Horst Antes oder Johnny Friedländer. „Verbindungen zu schillernden Figuren wie HAP Grieshaber, R. Penck, Markus Lüpertz oder dem Künstler Ehepaar Brockmeier/ Klass haben sich ergeben und mir die Tür zur Welt der Großen der Szene zumindest ein Stück weit geöffnet“, erzählt Jaeschke.
Aber er ist auch immer am Puls der „normalen“ Menschen geblieben. Aktionen wie die mit Christel Lechner und ihren beliebten Figuren, die überall in der Stadt verteilt werden, sind ein leuchtendes Beispiel für das Talent des Galeristen Jaeschke, die Kunst zu den Menschen zu bringen – und umgekehrt.
Und jetzt, in Coronazeiten? „Ist die Kunst besonders wichtig“, sagt Jaeschke, „wir kommen gern über Skype in die Wohnungen und zeigen, was an welcher Wand am besten passt. Oder welche Skulptur in den Garten passt. Gerade in schweren Zeiten hilft die Kunst“, erzählt er.