30. März 2016
Politisches

„Es profitieren nur die Händler“

Gebühr für Plastiktüten: BUND kritisiert Vorstoß des Einzelhandels.

Stadtputz 2016: Die Stadtentwässerung sammelte sackweise Abfall von den Uferböschungen der Oker – auch Plastikmüll. Archiv-Foto: Pause

Von Birgit Leute, 30.03.2016.

Braunschweig. Zu viele Ausnahmen, zu kleine Gebühr: Dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geht die freiwillige Selbstverpflichtung des Handels nicht weit genug. Auch die EU-Richtlinie könne nur ein Anfang sein.

„Im europäischen Vergleich erfüllt Deutschland mit 71 Plastiktüten pro Kopf und Jahr zwar schon die Vorgaben bis 2020“, sagt Robert Slawski vom BUND Braunschweig, doch auf 80 Millionen Einwohner gerechnet, läge der Verbrauch immer noch bei 6,1 Milliarden Tüten pro Jahr – „zu viel“, meint Slawski.

„Plastik bestimmt unseren Alltag, doch für die Umwelt stellt es ein ungeheures Problem dar“, sagt der Umweltexperte. Es lande nicht nur in Büschen und Parks wie der jüngste Stadtputztag bewies. „Plastik gelangt auch ins Meer, schädigt dort die Tierwelt und wird über die Nahrungskette vom Menschen aufgenommen“, erklärt Slawski.

Vorbild ist für ihn Irland, das kurzfristig und ohne Ankündigung zunächst eine Abgabe von 15, später von 22 Cent pro Tüte verlangte. Mit Erfolg: Der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr sank in dem nordeuropäischen Partnerland von 300 auf nur 18 Tüten im Jahr. „Auch wir brauchen eine solche Schockwirkung“, verlangt Slawski. Statt zehn bis 20 Cent schlägt er fünf Euro vor. „Durch den Lebensmittelhandel sind wir schon an Kosten für Tüten gewöhnt, da muss ein richtiger Hammer kommen.“

Noch kritischer sieht der BUND allerdings die Tatsache, dass die Gebühr in die Kassen der Geschäfte fließt. „Für Händler kann das zu einem neues Geschäftsmodell werden“, befürchtet Slawski. Besser sei es, eine staatliche Gebühr auf die Taschen zu erheben und das Geld einem Umweltfonds zukommen zu lassen, der sich um die Beseitigung und Vermeidung von Plastikmüll kümmert. „Auch für die Ausnahmen, die jetzt gemacht werden, wie die Knotenbeutel, muss langfristig schließlich eine Lösung gefunden werden“, sieht Slawski die Herausforderungen für die Zukunft.

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