Die Vesperkirche ist zurück. Drei Wochen lang, genauer vom 5. bis 26. Mai, kann jeder, der Lust und Zeit hat, bei einem kostenlosen Abendessen in St. Magni mit anderen ins Gespräch kommen. Im Unterschied zur ersten Vesperkirche 2019 wurde das Programm rund um das gemeinsame Essen noch einmal deutlich ausgeweitet.
„Die Folgen der Inflation und gestiegenen Preise sind überall spürbar“, sagt Henning Böger, Pastor von St. Magni, zum Hintergrund. „Nicht nur die Tafeln berichten von langen Schlangen bei der Essensausgabe. Auch andere soziale oder diakonische Einrichtungen der Stadt wie der Madamenhof, das IGLU oder die Bahnhofsmission beobachten einen wachsenden Zulauf von Menschen in schwierigen sozialen Situationen.“
Die Vesperkirche will ein Angebot sein – und gleichzeitig doch mehr als eine „Armenspeisung“, wie Böger betont. „Wir sind offen für alle, wollen Menschen miteinander in Kontakt bringen und zum Austausch anregen.“
Wir – das sind neben der Propstei, der Landeskirche, der Magni-Gemeinde und der Diakonie auch Quartiersinitiativen, Wissenschaftler, Künstler und Musiker. Denn neben den täglich rund 150 Abendessen gibt es jeden Nachmittag unter dem Titel „VesperAktion“ ein buntes Programm für Familien und jeden Abend bei der „VesperKultur“ Vorträge zu aktuellen Themen, Konzerte und Lesungen.
Gerade das Kulturangebot ist der Vesperkirche in diesem Jahr ein besonderes Anliegen. „Wer jeden Cent für Lebensmittel, Strom und Gas umdrehen muss, verzichten oft auf einen Theater- oder Konzertbesuch“, weiß der Magni-Pastor.
Die Organisatoren denken deshalb schon weiter, möchten die Einrichtung einer „Kulturtafel“ anregen, wie es sie bereits in Oldenburg, Lübeck oder Bremen gibt. Diese Tafeln vermitteln nicht verkaufte oder nicht abgeholte Eintrittskarten an Menschen, die sich den Besuch von kulturellen oder sportlichen Veranstaltungen nicht leisten können. Erhältlich wären diese Karten zum Beispiel an einer zentralen Ausgabestelle. „Die Grundsicherung sieht nur einen begrenzten Betrag für die kulturelle Teilhabe vor“, so Böger, „doch nicht ins Theater, Konzert oder Kino gehen zu können, grenzt Menschen aus.“
Die Vesperkirche ist deshalb auch ein dreiwöchiger Testlauf für eine solche Kulturtafel. Das vollständige Programm steht im Internet unter www.magni-kirche.de/aktuell/vesperkirche-2023. Geöffnet ist die Vesperkirche täglich ab 15 Uhr.