Von Martina Jurk, 18.07.2015.
Braunschweig. Beim Spazierengehen mal eben einen seltenen Pilz zu entdecken, der auch noch ewiges Leben verspricht, erlebt man nicht alle Tage. Im Heidberg am Boden einer Gartenhecke lugte etwas hervor, dass wie eine Tonschale oder -figur aussah. Bei näherer Betrachtung erwies sich das merkwürdige Exemplar als Pilz. Ein kleines Stück daneben tauchte sogar ein zweiter auf.
Harry Andersson ist ein echter Pilzkenner, der auf Unser38 unter kontakt@pilzzeit.de den Usern Tipps und Beratung anbietet. Bei Pilzvergiftungen steht er sogar Giftinformationszentren, Krankenhäusern und Ärzten zur Verfügung. Also, ein Foto hingeschickt, und prompt kam die Antwort: Es handelt sich um den Glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum). Er gilt als Schönheit. In Niedersachsen komme er nicht häufig vor. Die nächste Stelle, die Andersson bekannt ist, sei in Ummern, zur Samtgemeinde Wesendorf im Landkreis Gifhorn gehörig.
„Die Schönheit hat einen Haken“, sagt der Pilzexperte, „denn sie ist eine Holzbewohnerin.“ An lebenden Bäumen, Sträuchern und Hecken sei der Pilz ein Parasit, totes Holz zersetze er.
In Niedersachsen und Bremen stehe der Lackporling auf der Roten Liste der gefährdeten Großpilze, bundesweit gelte er als nicht gefährdet. Essen sollte man ihn lieber nicht, denn er sei hart und bitter. „Ich habe ihn selbst einmal als Tee probiert, der nicht sehr lecker schmeckte“, erzählt Andersson.
In China würde man auf den Pilz schwören, weil ihm unterschiedliche positive gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben würden. Darauf würden auch die chinesische Bezeichnung Ling Zhi oder der japanische Name Reishi abzielen: Pilz der Götter oder Pilz der Unsterblichkeit.
Es sei sogar von Heilpilzen die Rede. Hoffnungen würden geweckt und der Handel mit Pulver, Extrakten und Kapseln blühe. „Da die wenigen Fruchtkörper in der Natur die riesige Nachfrage natürlich nicht decken können, wird der Pilz weltweit gezüchtet. Als Medikament dürfen der Pilz beziehungsweise die Produkte aus ihm in Deutschland nicht beworben werden, lediglich als Nahrungsergänzungsmittel“, klärt der Experte auf.
Wie auch immer, so schnell wird sich keine zweite Gelegenheit bieten, den Lackporling zu Gesicht zu bekommen, denn er ist einjährig.