27. Juli 2017
Tipps

Fahrradklau: Viele Taten, wenig Täter

Die „Ermittlungsgruppe Zweiradkriminalität“ in Braunschweig arbeitet auf Hochtouren.

Herr über Hunderte von Fahrrädern: Jürgen Biedermann vom Fundbüro der Stadt. Foto: Schonlau

Von Sigrid Schonlau, 27.07.2017.

Braunschweig. „Hinter jedem Schlüsselbund steckt eine Geschichte. Hinter jedem Fahrrad auch“, erklärt Jürgen Biedermann vom Fundbüro der Stadt Braunschweig.

In dessen Hallen in der Richard-Wagner-Straße stehen aktuell Hunderte von Fahrrädern, die von der Polizei nicht an ihre Besitzer zurückgegeben werden konnten. Prekär: Der Strom von angelieferten Rädern reißt seit Jahren nicht ab.

Rund 1600 Straftaten

1600 gemeldete Straftaten waren es nach Aussage von Polizeipressesprecher Stefan Weinmeister im vergangenen Jahr. Erst Ende Juni wurde in Braunschweig ein Fahrraddieb gefasst, der 34 Fahrräder in seiner Garage gebunkert hatte. 40 Prozent der Diebstähle gehen auf Drogenkonsumenten zurück, 40 Prozent auf jugendliche Intensivtäter. Die restlichen 20 Prozent werden von gewerblich arbeitenden Tätern verübt, die mit dem Kleinlaster vorfahren, um herumstehende Fahrräder einzuladen.
Die Räder, die in diesen Transportern landen, werden zumeist außer Landes geschafft. Die anderen bleiben oft in der Stadt und tauchen auf Flohmärkten wieder auf. Immer größer wird auch der Online-Markt; vor allem auf Ebay werden geklaute Räder zum Kauf angeboten. Ein Blick hierhin lohnt sich also für den Geschädigten – und für die Polizei.
Diese beschäftigt sich mit einer eigenen Ermittlungsgruppe „Zweiradkriminalität“, die 1982 unter dem Namen „Soko Speiche“ ins Leben gerufen wurde, mit Fahrraddiebstahl. Die Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr in Braunschweig bei 8,78 Prozent. Diese Quote will Oberkommissar Kai-Christian Gille, seit Anfang April Leiter der Ermittlungsgruppe, unbedingt steigern. Erklärtes und nicht mehr allzu fernes Ziel ist die Zehn-Prozent-Aufklärungsquote. Dafür arbeiten Gille und seine acht Mitarbeiter rund um die Uhr.
Ob als zivile Ermittler auf der Straße, bei regulären Streifenfahrten oder eben auf den Verkaufsseiten im Internet, sie halten die Augen auf. Die Ermittlungsgruppe ist gut beschäftigt. Zwei Garagen füllen die gefundenen Fahrräder in der Polizeistation in der Querumer Straße, zahlreiche weitere Fahrräder stehen in der Friedrich-Voigtländer-Straße.

Aufs Schloss achten

„Damit es erst gar nicht so weit kommt, raten wir, am Schloss nicht zu sparen. Am besten sind die hufeisenförmigen mit Bügel. Die machen es dem Täter sehr schwer“, erklärt Weinmeister. „Und: Man sollte sein Fahrrad nicht nur ab-, sondern auch irgendwo anschließen.“ Außerdem empfiehlt es sich, die Rahmennummer zu notieren und diese bei der Polizei registrieren zu lassen. Das geht persönlich auf jeder Polizeiwache und inzwischen auch bequem online. Mit der Rahmennummer kann das Fahrrad dann bundesweit gesucht werden.
Sollte sie nicht im Register vorhanden sein und sich kein Geschädigter meldet, landet das Fahrrad dann nach einigen Wochen im Fundbüro der Stadt in der Richard-Wagner-Straße. „Dort werden sie wie eine Fundsache behandelt und sechs Monate aufbewahrt“, erläutert Stadtsprecherin Juliane Meinecke. Hebt dann immer noch kein Besitzer den Finger, kommen sie in die regelmäßig stattfindenden Versteigerungen. Im Fall des Ende Juni gestellten Täters gab es schon Erfolge: Mehrere Fahrräder konnten an ihre Besitzer zurückgegeben werden. „Das freut mich jedes Mal“, fügt Gille hinzu.

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