Braunschweig. Der Frust der Löwen-Fans über den Wechsel von Nationalspieler Karim Jallow zu Bundesliga-Konkurrent Ulm war noch gar nicht verraucht, da gab es schon den nächsten Aufreger um Braunschweigs Basketballer – diesmal mit einem juristischen Hintergrund.
Es geht um ein Schiedsgerichtsurteil des Weltverbandes Fiba, das bereits im Februar ergangen war und die Löwen zu einer Zahlung von rund 150 000 Euro an ihren Ex-Spieler Trevor Releford verdonnert hatte. Am Montag meldete sich Releford bei Twitter zu Wort, erzürnt darüber, dass er sein Geld immer noch nicht erhalten hätte. Infolgedessen wurde auch bekannt, dass die Löwen bereits seit Anfang Mai auf einer Sanktionsliste der Fiba stehen – den dort vermerkten Vereinen ist die Registrierung neuer Spieler untersagt.
Besagte Liste schien auch die Flaute in Sachen Neuverpflichtungen in diesem Sommer zu erklären. Dem Eindruck widerspricht Löwen-Geschäftsführer Nils Mittmann allerdings in einer Stellungnahme des Vereins. Zwar sei eine Registrierung, „also eine Spielberechtigung für neue Spieler untersagt. Sie bedeutet aber keinesfalls, dass wir Spieler nicht verpflichten könnten.“
Mittmann bestätigt, dass die von der Fiba angeordnete Geldzahlung an Releford noch nicht getätigt, die Summe aber „einkalkuliert und zur Seite gelegt“ worden sei. Die Löwen hätten das Urteil des Weltverbandes zwar akzeptiert, in der Folge aber rechtliche Schritte in Deutschland gegen den Spieler eingeleitet. Aktuell befinde man sich in einem laufenden Verfahren, so Mittmann weiter. Auch Fiba und Bundesliga seien informiert.
In der Braunschweiger Zeitung wird Mittmann deutlicher: Man habe Releford wegen Prozessbetrugs – es geht um eine angebliche Falschaussage in Bezug auf einen positiven Dopingtest – auf Schadenersatz in Höhe von eben diesen 150 000 Euro verklagt und hoffe nun, die Summe bei entsprechendem Urteil nicht an den Spieler zahlen zu müssen.
Dass die Löwen vor einem ordentlichen Gericht den Rechtsweg einschlagen, ist ihr gutes Recht. In der gesamten Causa Releford bleiben indes einige Fragen und, wenn man das 26-seitige Fiba-Urteil aus dem Februar liest, auch Zweifel am Geschäftsgebaren der Löwen. Dass etwa Mittmann-Vorgänger Oliver Braun, um Releford zur Auflösung seines Vertrages zu bewegen, im Juli 2020 mit einer zehn Monate alten, auf THC positiven Dopingprobe argumentierte, die im September 2019, wenige Tage vor dem damaligen Saisonstart, gar nicht an die BBL oder die Anti-Doping-Agentur gemeldet worden war (und deren Existenz Releford abstreitet), wirkt nicht unbedingt seriös. Die Releford-Seite bezeichnete diesen Vorgang gegenüber dem Fiba-Schiedsgericht gar als „blackmail“ – auf Deutsch: Erpressung.