Kanzlerfeld. An die 100 000 Euro kostet es, wenn ein Offshore-Windrad ausfällt. Pro Tag.
Für den Betreiber enorme Kosten, für den haftenden Hersteller ebenfalls. Damit so etwas in Zukunft weniger passiert, entwickelt die Physikalisch-Technische-Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig gerade eine Technik, mit der die Bauteile exakt vermessen werden können. Reinhold Hilbers, niedersächsischer Finanzminister, war auf seiner Sommertour in dieser Woche zu Besuch und machte sich selbst ein Bild.
Auf Neues einlassen
„Wenn die Energiewende funktionieren soll, brauchen wir das technische Know-how, aber auch schnellere Planungsverfahren“, sieht Hilbers durchaus noch Luft nach oben, was den Ausbau der Windenergie betrifft. Und appellierte gleichzeitig: „Viele sperren sich gegen die Trassen, doch wer sauberere Energie will, muss auch bereit sein, sich auf Neues einzulassen.“

Bauteile in XXL
Auf Neues hatte sich auch die PTB eingelassen, als sie sich 2016 entschied, ein „Kompetenzzentrum Windenergie“ einzurichten. Kein anderes Metrologieinstitut wagte sich bislang an den Job, denn bei Windrädern ist alles XXL – und sie werden in Zukunft immer größer. „Die Zahnräder messen bis zu vier Meter“, gibt Julia Hornig, Geschäftsführerin des Windenergiezentrum, ein Bild von der Größe. Außerdem müssten Drehmomente kalibriert werden, die bis zu 10 000 Mal größer sind, als die eines Pkw.

Das alles hat seinen Preis: Für die notwendigen klimatisierten Hallen – eine wurde bereits fertiggestellt, eine weitere ist im Bau – sowie für Technik und Personal investieren das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die PTB insgesamt 15 Millionen Euro.
Unterm Strich, sind die Wissenschaftler der PTB allerdings überzeugt, werden sich die Kosten rechnen. Denn wie lange die Lebensdauer einer Windanlage ist, hängt ganz entscheidend von der Wahl des Standortes und der Qualität der Bauteile ab. „Je genauer die Messungen sind, desto höher ist die Qualität. Es bedeutet, weniger Abrieb, weniger Verschleiß und in der Folge auch weniger Ausfallzeiten und weniger Kosten“, macht Julia Hornig eine ganz einfache Rechnung auf.