24. April 2015
Politisches

Futuristisch statt altbacken

Zu übersehen ist sie wirklich nicht: An der Wendenstraße entstand in den vergangenen vier Jahren eine ungewöhnliche und futuristische anmutende Jugendherberge.

Futuristisch: Die neue Braunschweiger Jugendherberge. Foto: T.A.

Von Birgit Leute, 25.04.2015.

Oberbürgermeister Ulrich Markurth brachte es knackig, wenn auch nicht ganz jugendfrei, auf den Punkt: „Der Bau dieser Jugendherberge hatte alles – außer Sex“.

Gemeinsam mit Vertretern der Bundes- und Landesministerien sowie des Deutschen Jugendherbergswerkes weihte er das Haus an der Wendenstraße in dieser Woche offiziell ein. Übernachten können die Gäste dann voraussichtlich ab Ende Juni. 5000 Anmeldungen hat Herbergsleiter Andreas Hansen schon entgegengenommen. Doch vorher muss das Gebäude noch abgenommen werden.

„Dass Braunschweig nach mehr als zehn Jahren wieder eine Jugendherberge hat, ist eigentlich nur einem großen fünf Sterne-Plus-Hotel auf der anderen Seite der Stadt zu verdanken“, erinnert der Oberbürgermeister an die langen Diskussionen im Rat. Dort war am Ende entschieden worden: Gibt es ein Hotel im Bürgerpark, muss es auch eine Jugendherberge geben. Danach passierte allerdings lange Zeit nichts. Denn direkt nach dem ersten Spatenstich 2011 gab es einen langen Rechtsstreit mit einem Nachbarn, der Lärmbelästigung befürchtete. Der Entwurf musste umgearbeitet, der Eingang verlegt werden. Dann wurden Überreste einer historischen Stadtmauer gefunden, später ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Baukosten kletterten durch die Verzögerung von 7,2 Millionen auf rund 8,5 Millionen Euro. Am Ende wurde auf das fünfte Stockwerk verzichtet – statt 180 Betten gibt es jetzt nur noch 156 – und Teile der Inneneinrichtung wurden von Sponsoren wie der Borekstiftung übernommen.

Das Resultat kann sich dennoch sehen lassen. „Das hat hier nichts mehr mit durchgelegenen Betten und schmuddeligen Räumen zu tun“, sagte Bettina Bundszus vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Blick auf das alte Image der Jugendherbergen.

Die Herberge erfüllt mit der Nutzung von Ökostrom und Fernwärme nicht nur alle Umwelt-standards Sie wirkt mit der Kombination aus Anthrazit-, Hellgrün- und Aubergine-Tönen frisch, mit ihrer spitzwinkligen Architektur ungewöhnlich und mit den geräuscharmen und barrierefreien Räumen besucherfreundlich. „Wir erfüllen die höchste Lärmschutzstufe“, sagt Architekt Michael Zwiener vom Büro Drei plus nicht ohne Stolz und öffnet und schließt zum Beweis kurz das Fenster zur lebhaft befahrenen Wendenstraße.

Für das Hannoveraner Architektenbüro war der Bau eine große Herausforderung. „Der Schnitt des Grundstücks war schon sehr speziell“, sagt Zwiener. Er bedingte das spitzwinklige Äußere, das sich im Innern in den Gängen und Räumen fortsetzt und mit Sichtachsen spielt.
„Eine tolle Ansicht“, lautete denn auch das Fazit der Niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt.

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