. Von Marion Korth, 20.02.2016.
Braunschweig. Das geht aus der gerade vorgestellten Kriminalstatistik für 2015 hervor. Die Wirklichkeit bildet diese Zahl gerade in Braunschweig aber nur bedingt ab.
Im vergangenen Jahr hätten rund 40 000 Flüchtlinge die Erstaufnahme in der Kralenriede durchlaufen, als „Bevölkerung“ seien sie aber nicht berücksichtigt worden, erläuterte Ulf Küch, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes bei der Braunschweiger Polizei. Vor diesem Hintergrund erscheint die Zunahme der Straftaten um knapp 1,7 Prozent um 423 auf 25 497 in einem etwas anderen Licht.
Von den 11 220 ermittelten Tatverdächtigen waren 7146, also fast 64 Prozent, Deutsche. Unter den Tatverdächtigen anderer Nationalitäten befanden sich 1790 Asylbewerber. Wenn Flüchtlinge überhaupt straffällig geworden sind, dann in erster Linie wegen Ladendiebstahls, Schwarzfahrens und Verstößen gegen das Aufenthaltsrecht. Die Zahl der Ladendiebstähle in der Kralenriede hat sich verdreifacht, im Innenstadtbereich ist sie um mehr als 20 Prozent gestiegen. Vor allem bei Streitigkeiten untereinander in den Flüchtlingsunterkünften sei es auch zu Fällen von gefährlicher Körperverletzung gekommen.
Außerdem wurden 89 Fälle von Sozialleistungsbetrug festgestellt. Einige Flüchtlinge seien noch immer mit mehreren Identitäten unterwegs. Hier sieht die Leiterin der Polizeiinspektion Braunschweig, Cordula Müller, Handlungsbedarf, damit die Flüchtlinge klar zuzuordnende Ausweispapiere erhalten.
Eine im Sommer 2014 eigens gebildete Sonderkommission, die Delikte im Umfeld der Landesaufnahmebehörde bearbeitet, hatte vor allem zum Ziel gehabt, organisierte Kriminalität aufzudecken. Mit Erfolg: 140 Mehrfachtäter sind laut Statistik im vergangenen Jahr ermittelt worden. „Wir hatten Hinweise, dass gestohlene Waren nach Georgien und nach Afrika verschickt wurden“, berichtete Küch. Eine Reihe von Einbrüchen habe es gegeben, außerdem einige Raubüberfälle. Die Täter seien gefasst worden.
Insgesamt sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Ein „Generalverdacht“ gegenüber den Flüchtlingen entbehre jeder Grundlage. Die ganz große Mehrheit sei völlig unauffällig. „Die Polizei Braunschweig hat einen guten Job gemacht und alle Lügen gestraft, die gesagt haben, dass wir in einer Kriminalitätswelle ertrinken“, betonte Küch. Ihn freut, dass die mit der Einrichtung der Sonderkommission aufgebauten Strukturen nun wegen der guten Erfahrungen auf Landesebene übernommen werden. Küch: „Ein Adelsschlag.“