16. Dezember 2014
Vereinsleben

Genuss mit ernstem Hintergrund

Verein Fair in Braunschweig möchte das Leben der Menschen hier und in der Welt verbessern.

Schokolade aus Braunschweig.

Von Marion Korth, 16.12.2014.

Braunschweig. Das „jüngste Kind“ des Vereins „Fair in Braunschweig“ ist von etwas herber Natur – zumindest für diejenigen, die sonst lieber Vollmilchschokolade essen. Zu 60 Prozent besteht die neue Braunschweig-Schokolade aus Kakao, natürlich fair gehandelt und in Bio-Qualität. Doch dem Verein geht es nicht allein um den Genuss.

„Und unter die Schokoladen- und Kaffeeverkäufer sind wir auch nicht gegangen“, stellt Dr. Uwe Meier klar. Braunschweig-Schokolade und Braunschweig-Kaffee sind Produkte mit Symbolwert, sollen den Gedanken des fairen Umgangs mit Menschen und Natur transportieren.
„Mit einem kleinen Beitrag haben wir Einfluss auf das Leben auf einem anderen Kontinent, das fängt mit der Auswahl der Produkte im Supermarkt an“, sagt Renate Altermann, Lehrerin am Martino-Katharineum. Dass fair wirklich fair ist und kein Etikettenschwindel, da ist Meyer bei den gewählten Partnern, zum Beispiel GEPA für den Kakao, sicher. Von einem Generalverdacht hält er ohnehin nichts, damit entziehe man sich nur seiner Verantwortung. Es komme eben auch aufs Siegel an. Überdies hat der Wissenschaftler etliche Plantagen selbst besucht. Eine Kooperative habe von den zusätzlichen Einnahmen zum Beispiel eine Schule gebaut, außerdem Brücken, um den Rohkakao besser zu den Märkten bringen zu können. Fast wichtiger noch aber ist ihm, dass der Kakao nicht als Monokultur, sondern im Mischanbau mit Bananen, Maniok und Süßkartoffeln kultiviert wird. Das erhält die Bodenfruchtbarkeit, schützt vor Erosion und sorgt dafür, dass die Bauern auch selbst etwas von den eigenen Erträgen in den Kochtopf bekommen. Besonders die Frauen profitieren vom fairen Handel, nehmen an Computerschulungen teil, lernen etwas über Anbaumethoden und Klimazonen, kurzum sie managen die Kooperative. „Das ist das System, das hinter der Schokolade steht“, sagt er.
Der Verein hatte auch das erste faire Frühstück in Braunschweig veranstaltet, über die Anerkennung der Stadt als „Fairtrade Town“ freuen die Mitglieder sich, obwohl die Initiative dazu von anderen ausging. Damit es nicht nur um den Titel und das Image geht, sondern vor allem um Inhalte, müsste sich noch einiges ändern. Franziska Dickschen (Braunschweig Kaffee und Oiko Credit) wundert sich, dass die Stadt die fairen Braunschweig-Produkte nicht auch in der Touristinfo anbietet oder an Gäste verschenkt.
Auch ein „fairer Einkaufsführer“, wie ihn andere Städte haben, wäre ein guter Leitfaden für Verbraucher. „Aber ehrenamtlich können wir das allein nicht machen“, sagt Vereinsvorsitzender Pfarrer Lars Dedekind. Fair und gerecht sind für ihn nicht nur Worte. „Wir wünschen sie uns als Teil einer Lebensphilosophie.“ Die saturierte Gesellschaft wachzurütteln und von einem rein materiell ausgerichteten Denken wegzukommen, sei das Ziel. Warum nicht mit einem Stück Schokolade Revolutionäres in Gang setzen?
Das Bewusstsein sei in vielen Köpfen angekommen, viele haben ihr Verhalten geändert, ohne groß darüber zu reden. „Ich kenne eine große Autowerkstatt, die Co2-neutral arbeitet, aber niemand weiß das“, sagt Meier. Solche und andere Unternehmen möchte der Verein „Fair in Braunschweig“ gern an einem Stammtisch zusammenbringen, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen, was getan werden kann, damit es in der Region fair zugeht. Der Verein möchte aus diesem Austausch heraus Leitlinien für die Stadt entwickeln. Angesprochen fühlen sollen sich nicht nur reine Öko-Betriebe, sondern alle, die Nachhaltigkeit, Fairness der Umwelt und Menschen gegenüber auf die eine oder andere Art schon leben. Kontakt und Infos im Internet:
www.fair-in-braunschweig.de

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