Gliesmarode. Rostfarbene Spundwände zeigen, wo einmal der Aufgang zu den Bahnsteigen sein wird. Am Bahnhof Gliesmarode wühlen derzeit schwere Bagger das Erdreich um. Gleise sind herausgerissen, nur eines für die Regionalbahn nach Uelzen ist noch intakt. Bis 2022 wird der jahrelang vernachlässigte Bahnhof zu einem modernen Verkehrsknotenpunkt ausgebaut.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth freute sich beim Baustellenrundgang, „dass das neue Tor zum Norden einen großen Schritt vorangekommen ist.“
Stadt und Verkehrs GmbH haben ihren „Job“ schon gemacht. Im vergangenen Jahr bekam der Vorplatz ein komplettes Facelifting: Die Trassen von Bus und Bahn wurden zusammengelegt, Straßenbahngleise erneuert, Haltestellen und Übergänge für Fußgänger und Radfahrer barrierefrei ausgebaut. Es gibt Haltebuchten für Taxen, eine überdachte Fahrradabstellanlage und einen direkten Anschluss ans Ringgleis. 3,6 Millionen Euro wurden dafür in die Hand genommen, 2,2 Millionen Euro kamen davon vom Land. Jetzt ist der Umbau des Bahnhofs selbst in vollem Gang.

Für insgesamt 6,5 Millionen Euro küssen die Deutsche Bahn, das Land und der Regionalverband Großraum Braunschweig den Haltepunkt aus dem Dornröschenschlaf. Statt einer Treppe wird es künftig eine Rampe zu den Bahnsteigen geben, außerdem ist eine Überdachung geplant.
„Wir erkennen im Verkehrsknotenpunkt Gliesmarode sehr viel Potenzial“, unterstreicht Ralf Sygusch, Direktor des Regionalverbands, und ist froh über die zusätzlichen Mittel, die der Regionalverband seit 2017 erhält. „Wir sind dadurch in der Lage, den ÖPNV im gesamten Verbandsgebiet attraktiver zu gestalten. Neben Infrastrukturprojekten wird zum Beispiel auf allen Regionalbahnlinien im Verbandsgebiet mindestens ein Stundentakt finanziert.“ Mittelfristig werde auf der Strecke zwischen Braunschweig und Gifhorn – und damit am Bahnhof Gliesmarode – ein Halbstundentakt eingerichtet.

Auch stadtplanerisch wird das Viertel um den Gliesmaroder Bahnhof ein anderes Gesicht bekommen. Auf dem ehemaligen Praktiker-Gelände sind bereits 300 neue Wohnungen entstanden. Vor dem Bahnhof selbst soll ein Platz mit Büros, Car-Sharing-Angeboten und Fahrrad-Service-Stellen geschaffen werden. Jetzt hofft vor allem Jörg Reincke, Geschäftsführer der BSVG, darauf, dass eine vierte Corona-Welle ausbleibt. „Die Covid-Pandemie hat uns leider zwischenzeitlich in einen Gefrierzustand versetzt, die Gesamtmobilität ging zurück – so auch das Fahren mit Stadtbahnen und Bussen. Doch wir tauen wieder auf: Die Fahrgäste kommen zurück. Mit gutem Gewissen können wir alle wieder willkommen heißen, denn mehrere nationale und internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Ansteckungsgefahr in unseren Fahrzeugen gering ist, wenn alle den notwendigen Mund- und Nasenschutz tragen.“