13. Januar 2023
Buntes

Glücksritter auf Goldsuche

Der Braunschweiger Frank Schmidt reiste nach Kanada und arbeitete für einen Miner

Im normalen Leben arbeitet Frank Schmidt für einen Fahrzeughersteller in Salzgitter. Seinen Traum hat er allerdings in Yukon verwirklicht: als Goldgräber. Foto: Privat

Braunschweig/Kanada. Schwarzer Hoodie, Smartphone, Smartwatch. Kaum zu glauben, dass der Mann, der da gegenüber sitzt, unvernetzt leben kann. Und doch ist es genau das, was Frank Schmidt liebt. Was ihn so richtig glücklich macht. Fünf Wochen war der Schapener, der im normalen Leben für einen Fahrzeughersteller in Salzgitter arbeitet, in Kanada, genauer im Nirgendwo von Yukon.

Und schürfte nach Gold. Nicht klein, klein mit Pfanne und Schaufel, sondern die XXL-Nummer mit Riesen-Bulldozer. „1,5 bis zwei Millionen Dollar kommen in den Claims in der Saison wohl zusammen“, schätzt Schmidt. Der 55-Jährige nahm dafür Zwölf-Stunden-Schichten, einen einzigen freien Tag in der Zeit und ein spartanisches Leben in Kauf: Wohnen im Container, ein Bett, ein Regal, die Klamotten voller Schweiß und Staub. Warum um alles in der Welt opfert jemand seinen kompletten Jahresurlaub für diesen Knochenjob? Frank Schmidt lacht. „Abenteuerlust“, sagt er. Und die Faszination von Kanada. „Diese Weite und Wildnis gibt es bei uns nicht. Abseits der Claims findest du absolute Ruhe – ohne Handyempfang und Social Media, dafür aber mit Wäldern bis zum Horizont inklusive Elche und Bären.“

Der neue Goldrausch

Frank Schmidt ist einer von vielen, die den Reichtum Kanadas wiederentdecken. Tatsächlich erlebt der Bundesstaat Yukon gerade einen Goldrausch wie vor 130 Jahren. „Die Gegend ist so reich an dem Edelmetall, dass das Gold als Staub unter den Schuhsohlen und in den Kleidern hängen bleibt“, erzählt der Schapener.
Das zieht Glücksritter und Abenteurer an. Kerle, die sich Reichtum versprechen. Oder wie Frank Schmidt einfach von der Idee fasziniert sind, Gold zu suchen und den Wilden Westen zu erleben. „In unserem Camp waren wir zu acht: zwei Deutsche, zwei Kroaten, der Rest Kanadier“, erinnert sich Schmidt.
Es dauert nicht lange und „Franky“, wie er von den Kollegen genannt wurde, ist der „Allrounder“ im Camp: Assistent, Koch, Reinigungskraft, Handwerker und Baggerfahrer. Für Schmidt die beste Zeit seines Lebens. „Kein Tag war wie der andere, ich wachte jeden Tag mit einem Glücksgefühl auf“, erzählt er strahlend.

Licht und Schatten

Natürlich hat der Goldrausch eine Kehrseite. Frank Schmidt verschweigt das nicht. Denn die Natur trägt schwere Narben davon. Um an das Edelmetall zu kommen, werden hektarweise Bäume gefällt und der Mutterboden abgetragen. Was zurückbleibt, ist ein karges Abraumgebiet, „das allerdings per Gesetz wieder aufgeforstet werden muss“, betont Schmidt.
Wie er zu der Idee kam, Gold zu schürfen? „Über eine Serie auf DMAX“, erzählt er. Die begleitet Goldsucher bei ihrer täglichen Arbeit. Irgendwann packte ihn auch das Fieber. Mit seiner Pfanne fuhr er an den Wochenenden nach Hessen, doch der Wunsch, in großen Mengen Gold zu waschen, wuchs. Und so heuerte Schmidt bei einem Miner an. Flug Frankfurt – Vancouver – Whitehorse – Dawson und dann noch etliche Kilometer Autofahrt über Schotterpisten durch die Wildnis. Inzwischen hat er seinen eigenen Claim erworben. Nicht allein für sich, sondern für eine Online-Community namens wb-mining-com, bei der er selbst Mitglied ist. Die hat Frank Schmidts Abenteuer auch gleich auf ihren Youtube-Kanal „Goldgräber in Kanada“ eingestellt. Die nächste Reise des Schapeners ist damit gesetzt. „Ich bin Mitte 50, habe keine Familie – worauf soll ich warten?“, sagt Schmidt. Und ist glücklich neben Abenteuer und Gold noch einen weiteren Schatz gefunden zu haben: „Echte Freunde“.

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