10. Januar 2018
Politik

Gute Zeiten: „Man muss auch mal zufrieden sein“

Dehoga-Neujahrsempfang in der Dornse mit rund 150 geladenen Gästen – Hohe Auslastung der Hotels, gute Zukunftsaussichten.

Talkrunde beim Neujahrsempfang: IHK-Präsident Helmut Streiff, Petra Gellermann, Direktorin der Johannes-Selenka-Schule, Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa, Dehoga-Vorsitzender Bernd Weymann, Paul Anfang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender BS-Energy, Gerald Witt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit (von links). Foto: Obi-Preuß

Von Ingeborg Obi-Preuß, 10.01.2017.

Braunschweig. „Alles wird anders … Sie dürfen gespannt sein“ – unter diesem Motto hatte der Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) zum Neujahrsempfang in die Dornse eingeladen.

Und tatsächlich, der Empfang war anders als die Jahre zuvor: Statt der üblichen Ansprachen und Festreden gab es eine Talkrunde zu aktuellen Themen: Braucht Braunschweig noch mehr Hotels? Wie sieht es mit der Auslastung aus? Wie dem Fachkräftemangel begegnen? Können Flüchtlinge die Lücke schließen? Was bringt die Energiewende?

Kurzweilig und flott moderierte Claudia Gorille die Runde, in der Bernd Weymann (Dehoga-Vorsitzender), Petra Gellermann, Leiterin der Johannes-Selenka Berufsschule, IHK-Präsident Helmut Streiff, Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa, Paul Anfang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender BS Energy, und der Chef der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar, Gerald Witt, diskutierten.

Schön war, dass bei allen Sorgen der Branche in der Schlussrunde deutlich wurde, dass die wirtschaftliche Entwicklung auch im Hotel- und Gaststättengewerbe zurzeit sehr positiv ist. „Man muss auch mal zufrieden sein“, betonte IHK-Chef Streiff. Und er hatte aktuelle Ergebnisse mitgebracht, die den Schwung in der Branche verdeutlichen: Danach verfügt Braunschweig über 1100 Hotelbetten, für 2018 sind rund 700 000 Hotelübernachtungen prognostiziert, zwölf Millionen Tagestouristen werden erwartet und ein Umsatz von 440 Millionen Euro. Eine propere Branche offensichtlich, die, so Streiff, die Zeichen der Zeit erkannt hat: „Sie setzen dem Fachkräftemangel etwas entgegen“, lobte er, „die Zahl der Ausbildungsplätze im Hotel- und Gaststättengewerbe in unserem Bezirk ist von 211 auf 253 gestiegen.“

Petra Gellermann betonte, dass vielen jungen Menschen der Beruf im Hotel- und Gaststättengewerbe zu anstrengend ist. Umso wichtiger sei die Anerkennung und Wertschätzung für Mitarbeiter, ein wichtiger Faktor, um die Menschen im Beruf zu halten.
Auch das Gehalt spielt eine große Rolle, lange Jahre galt gerade die Dehoga-Branche als schlecht bezahlt. „Da haben wir inzwischen aber deutlich nachgebessert“, versicherte Weymann.

Gerald Witt, der neue Chef der Arbeitsagentur, erzählte von einem Ansatz, mit dem auf die Fähigkeiten und nicht auf die Mängel der Menschen geschaut werden soll. „My skills“ heißt das Projekt, in dem die Fähigkeiten von Bewerbern gesucht, benannt und aufgeschrieben werden. „Das können sie dann mitnehmen und haben schon mal etwas Positives in der Hand für ein Bewerbungsgespräch“, erklärte Witt.
Paul Anfang, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Hauptsponor BS-Energy, sprach von dem aufwendigen Weg in eine CO2-neutrale Energieversorgung. „BS-Energy ist immer Partner unseres Neujahrsempfangs gewesen“, bedankte sich Weymann für das Engagement des Energieversorgers und betonte, dass es einen Sondertarif für die Dehoga-Betriebe gibt. „Und da werden wir auch 2018 die Preise stabil halten“, versprach Anfang.

Weymann hob hervor, dass die Bettenauslastung in Braunschweig – bei noch ausbaubarem Geschäft an den Wochenenden – durchaus gut sei, warnte aber davor, es mit immer neuen Hotelansiedlungen nicht zu übertreiben. Gerold Leppa wies auf zweistellige Zuwachsraten bei den Übernachtungszahlen hin. „Mehr Angebot führt zu mehr Nachfrage“, verwies er auf die Standortstärkung durch neue Hotels in der Stadt. Er erzählte, dass noch vor wenigen Jahren um die Ansiedlung des Steigenberger Hotels gekämpft werden musste, und jetzt die Investoren in Braunschweig sozusagen Schlange stehen. „Wir machen keine Akquise mehr“, betonte er, „aber wir haben auch kaum Mittel, den Bau neuer Hotels abzuwehren.“

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