30. September 2020
Politik

Hagenmarkt: Park oder Platz?

Beim zweiten und letzten Bürgerforum stellte die Stadt eine bevorzugte Variante vor

2017 wurde der Hagenmarkt Opfer von Sturmtief Xavier. Seitdem wird intensiv über die Neugestaltung diskutiert. Archiv-Foto: Birgit Wiefel

Innenstadt. Der Rauch hat sich gelegt. Fast zwei Jahre lang wurden um den Hagenmarkt hitzige Debatten geführt. Wie soll der Platz in Zukunft aussehen, fragte die Stadt Bürger und Anrainer. Die Ideen gingen weit auseinander.

Das Planungsbüro Ackers & Partner hat aus den Vorschlägen zwei mögliche Varianten entwickelt. Eine davon wird vom Büro und der Stadt bevorzugt. Beim zweiten und letzten Bürgerforum wurde jetzt die Wunsch-Variante in der Stadthalle vorgestellt. „Letztlich geht es um die Frage, ob der Hagenmarkt mehr Park oder mehr Platz sein soll“, fasste Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer die Diskussionen zusammen.

Zu beiden Konzepten hatte das Planungsbüro Ackers Entwürfe angefertigt, doch die Tendenz war eindeutig: „Wir bevorzugen den Marktcharakter“, stellten Ackers-Mitarbeiterin Sandra Morese und Klaus Hornung, Leiter des städtischen Referats Stadtteil- und Denkmalpflege, fest. Offen, weitläufig, mit unverstellten Sichtachsen zum Heinrichsbrunnen und der Katharinenkirche – so könnte man sich den Hagenmarkt künftig gut vorstellen, war die einhellige Meinung.

Ein Platz zum Schlendern und Genießen: In der bevorzugten Variante des Stadtplanungsbüros Ackers & Partner ist der Hagenmarkt tatsächlich ein Markt. Visualisierung: Ackers & Partner

„Wir würden die Kirche auf ein nobles Tablett setzen und sie nicht durch einen Stangenwald verstellen“, nannte Klaus Hornung Vorteile. Ein einheitliches Material, eine einheitliche Beleuchtung – sie sollen die Klammer zwischen Platz und Rändern einerseits und der Straßenführung andererseits sein. Vor allem aber soll der Platz vielseitig nutzbar werden: Veranstaltungen, Außengastronomie, Ruhezonen unter Bäumen – im Entwurf bekommt der Hagenmarkt ein ganz neues Leben. „Hier fehlt nur noch das Törtchen auf dem Tisch“, sagte Sandra Morese.

Klaus Hornung vom Referat Stadtteil- und Denkmalpflege und Sandra Morese vom Büro Ackers & Partner stellten die Vorzugsvariante vor. Foto: Birgit Wiefel

Verkehr

Noch etwas würde sich tiefgreifend ändern: die Verkehrsführung. Um die Ränder besser zu integrieren, soll auf der Casparistraße eine Busbucht und die Linksabbiegerspur auf die Hagenbrücke entfallen. Auf der stark befahrenen Verkehrsachse Hagenmarkt gäbe es statt fünf Spuren nur noch vier, dazu eine neue Straßenbahnhaltestelle und – deutliche Verbesserungen für Radfahrer. „Sie bekommen eine eigene Spur. Außerdem wird der kurvenreiche Weg um die Kemenate Hagenbrücke und das Nadelöhr an der Hagenmarkt-Apotheke besser angelegt“, so Hartung.

Reaktionen

Die Ideen konnten viele der rund 50 Zuhörer überzeugen. „Ich muss sagen, dass Gericht, was Sie hier servieren, schmeckt mir“, zeigte sich ein Zuhörer zufrieden.
Auch Leonhard Pröttel vom Aktionsbündnis MoveBS bew ertete den Entwurf als „ausgewogen“. Pröttel, von Beginn an in den Workshops aktiv, hatte vor allen den Radfahrern eine Stimme gegeben. Einziges Haar für ihn in der Suppe: Die gemeinsame Nutzung des Platzes von Fußgängern und Radfahrern. „Wenn Radfahrer den Platz queren dürfen, legen Sie einen Konflikt an“, warnte er. „Es wird immer Raser geben, die keine Rücksicht auf Passanten nehmen.“

Manfred Mege, Sprecher der Taxifahrer, hatte noch einen Wunsch. „Der neue Taxistand vor dem ehemaligen Einwohnermeldeamt ist gut, aber wir bräuchten noch Parkplätze vor dem Ärztehaus“, merkte er an.

Kritisch wurde der Entwurf dagegen von Bernd Schroers gesehen. Schroers trat auf dem Bürgerforum gleich in mehreren Funktionen auf: Als Gewerbetreibender, als Sprecher der Werbe- und Interessengemeinschaft Casparistraße sowie als Mitglied des Arbeitsausschuss Innenstadt (AAI). Seine Überzeugung: Der Park muss unbedingt erhalten bleiben. „Wir machen einen der wenigen grünen Plätze in der Stadt platt“, plädierte Schroers für den Rasen und zog auch die Nutzung in Zweifel. „Veranstaltungen, so wie Sie sie voraussehen, wird es hier nie geben. Der Platz liegt einfach zu sehr am Rand.“

So geht es weiter

Der Entwurf zum Hagenmarkt wird jetzt dem Stadtbezirksrat und dem Planungsausschuss vorgestellt. Wie der Hagenmarkt künftig aussehen soll, entscheidet letztlich der Rat. Möglichst schnell soll die für Radfahrer schwierige Ecke an der Hagenmarkt-Apo

 

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