Von André Pause. 12. Februar 2014. Braunschweig. 2600 Besucher in acht ausverkauften Sälen, aber nur ein Film: Regisseur und Schauspieler Matthias Schweighöfer hat damit eine Wette gegen
Kinobetreiber Frank Oppermann gewonnen.
Der hatte dagegen gesetzt, dass der Leinwand-Beau mit seiner neuen Produktion „Vaterfreuden“ das ganze Haus auf einen Schlag füllt. Tja, grob fahrlässig vom C1-Chef, ist der gebürtige Anklamer doch ein Mann für die Töchter und die Mütter. Und wenn er dann, wie am Sonntagnachmittag auch noch persönlich kommt, sich mit lädiertem Meniskus eng getaktet von Leinwand-Talk zu Leinwand-Talk durch alle Säle schleppt – begleitet von seinen kaum weniger hübschen Kollegen Friedrich Mücke und Tom Beck – dann steht eben ein Teil der Braunschweiger Damenwelt Kopf, oder – ganz veritabel – schon gefühlte Stunden vor der Show am roten Teppich. Sogar die ganz Jungen finden den in Bälde zweifachen Vater einfach sooo süüüß.
Vorher nimmt sich der Star mit seiner Boygroup (O-Ton Schweighöfer) Zeit für ein Pressegespräch. Die Ergebnisse im Schnelldurchlauf: Man ist stolz und fühlt sich riesig geehrt. Die Rolle des Henne ist „outstanding“. Der Matthias ist beim Dreh gut vorbereitet und spontan offen für die Sachen, die am Set passieren. Ungewöhnliches und Absurdes – deshalb geht der Besucher ins Kino, nicht, weil alles so realistisch ist. Braunschweig ist die schönste Stadt auf der Tour. Die letzten Schweighöfer-Filme sind als Original mit Untertiteln in Amerika vermarktet worden, in Europa – Frankreich beispielsweise – macht das aber keinen Sinn, weil: Sprache ist wichtig und so …
Mensch, da unterscheiden sich ja Filme kaum von Interviews: Die Sprache ist wichtig, und manchmal macht es einfach keinen Sinn. Vor allem, wenn der Film im negativen Sinne keine Fragen offenlässt. Die 110 Minuten „Vaterfreuden“ verblassen hinter dem Ereignis „Schweighöfer live“. Des Schauspielers dritte Schmonzette in Regieverantwortung beschwört die Schrecken der Durchschnittskomödienschwemme Mitte der 90er Jahre herauf. Es ist die Schlacht am kalten Klischee: Frauen um die 30 denken nur noch ans Kinderkriegen, Männer sind entweder erfolgreich und doof oder fürsorglich und dufte. Überhaupt sind manche Typen ganz schlechte Zuhörer und so weiter. Dazu umweht die 08/15-Handlung der musikalische Stimmungsgestus aus dem Hause Holzhammer. Den vielleicht bittersten Beigeschmack der arg voraussehbaren und kalkulierten Familienkomödie für den weiblichen Teil der Bevölkerung jedoch besorgt das aggressive Productplacement. Gleich zweimal werden ausgiebigst jeweils zwei Happy-Meal-Tüten geschwenkt, sehr, sehr lange Zeit im Bild ist außerdem der Kühlergrill eines Stuttgarter Automobilherstellers. Dagegen sind unmotiviert wie widersprüchlich gezeichnete Rollen und ein animiertes Frettchen, das den beim Liebesspiel ans Bett gefesselten Protagonisten in die Impotenz knabbert, fast schon wieder verschmerzbar. Schweighöfer, Superstar – you can do better …