Innenstadt. „Wir fahren auf Sicht“, dieser typische Corona-Satz gilt auch bei Florian Battermann. Nach wie vor gibt es keine wirkliche Planungssicherheit, keiner weiß so ganz genau, was der Winter bringt.
Und die jüngste Coronaverordnung bedeutet für den Theatermann nichts Gutes: „Wir müssen den Abstand zwischen unseren Besuchern erneut von 1,20 Meter auf 1,50 Meter vergrößern, das heißt für unser Haus statt 166 nur noch 122 Gäste maximal.“ Das will kalkuliert werden.
Aber – Florian Battermann hat schon vor heißeren Feuern gestanden. „Ich bin ein grundoptimistischer Mensch, sonst könnte ich diesen Job gar nicht machen“, sagt er lachend.
Für einen echten Spielplan ist ihm die nahe Zukunft zu unsicher, deshalb nimmt er für die Herbst/Wintersaison nur zwei Stücke ins Programm. Zunächst am Start ist „Boing Boing“. „Die meistgespielte Komödie der Welt“, sagt Battermann, „sie steht mit diesem Rekord sogar im Guinnessbuch.“ Auf dem Programm der Komödie am Altstadtmarkt steht sie auch schon seit einem Jahr. Immer wieder musste sie geschoben werden.
„Ich mag das Stück sehr“, verrät Battermann, „wir haben es vor 18 Jahren in unserer allerersten Spielzeit auf der Bühne gehabt. Eine klassische Komödie um einen Mann zwischen drei Frauen, der am Ende natürlich den Kürzeren zieht.“ Am 30. September geht es los.
Direkt gefolgt von „Tratsch im Treppenhaus“. Auch so ein Klassiker. „Der gute Vorverkauf macht uns Hoffnung und zeigt uns, dass die Menschen sich in diesen unsicheren Zeiten über Bewährtes und Bekanntes freuen“, ist der Theaterchef überzeugt. Mit der passenden Dekoration wird das Stück auch an Weihnachten und Silvester laufen.
„Wir sind alle froh, dass es überhaupt wieder los geht im Haus“, erzählt Battermann, „zum Glück haben wir die Open-Air Spielstätte im Heinrich auch in diesem Jahr nutzen können. Wir danken dem Wirt Thomas Tägtmeyer wirklich sehr, wir waren fast immer ausverkauft.“ Noch bis zum 24. September spielt hier „Ein Käfig voller Narren“. Dann geht es nach drinnen.
Jedes Stück brauche mindestens acht Wochen Vorbereitung, deshalb sei es so schwer für Theater, auf kurzfristige Veränderungen der Coronaverordnungen zu reagieren. Er ist ein bisschen sauer auf die Landespolitik, denn der Begriff „Theater“ komme in den ganzen Verordnungen gar nicht vor. „Veranstaltungsorte und Shishabars werden genannt, wir aber werden bei der Politik gar nicht wahrgenommen“, ist sein Eindruck. In ganz Niedersachsen gebe es nur eine Handvoll Privattheater. „Wir sind einfach kein Kulturland“, ist seine Einschätzung. Er ist bundesweit vernetzt, arbeitet auch an anderen Bühnen und erzählt von Städten wie Bonn, wo allein 15 kleinere Theater spielten. In anderen Bundesländern würden deshalb auch Coronaverordnungen „theaterfreundlicher“ sein, „dort gibt es eine ganz andere Aufmerksamkeit.“ Aber – sein Optimismus hilft. Die Komödie freut sich so oder so auf die neue Spielzeit. „Hauptsache, es geht wieder los“, sagt Battermann.