19. März 2022
Buntes

Helden am Felsen

Auszeit vom Alltag: Redakteur Torben Dietrich ist sechs Monate unterwegs

Wagte sich in die steilen Felsen am Railay Beach: Torben Dietrich. Foto: Torben Dietrich

Die Welt kennt sie als „James Bond Island“: Die Felsnadel Khao Ta-Pu, die der Super-Agent im Auftrag ihrer Majestät mit einem Wasserflugzeug elegant umkurvt und dort zum Showdown vom „Mann mit dem goldenen Colt“ herausgefordert wird.

Die Wirklichkeit erweist sich als nicht so spektakulär, finde ich, doch einmal hinfahren wollten Katharina und ich schon.
Viel spannender war es zwei Tage zuvor hingegen, selbst eine Felswand hinaufzuklettern. Die steilen Felsen am Railay Beach sind ein Eldorado für Kletterer aller Klassen. Bei mir ist das schon wieder eine Weile her, aber Shed, mein Guide, coacht mich ganz großartig. „Torben“, ruft er mir von weit unten zu, „put your left foot to your shoulder!“ Toll, wie soll ich das hinkriegen? Am Ende aber funktioniert es doch wieder und ich erreiche das Ziel – immerhin gut zwanzig Meter über dem Meeresspiegel.

Nicht weit von dem berühmten Felsen, in dessen Nähe James Bond die Welt rettete, findet sich das Fischerdorf Koh Panyi. Ein großer Teil der Siedlung steht auf Stelzen im Meer, das Dorf ist auch bekannt für seine prächtige Moschee mit goldenen Kuppeln, die auf festem Boden, ganz dicht an einem großen Felsen steht. Wir begeben uns vom Boot in das Gassengewirr, durchqueren ein Restaurant, kommen an mehreren kleinen Schnickschnack-Shops mit den immer gleichen Muscheln und T-Shirts vorbei, biegen zweimal ab – und stehen unvermittelt im Hinterhof einer Familie, die hier in spärlichen Verhältnissen knapp drei Meter über der Wasseroberfläche lebt. Andere, sehr einfache Häuser schließen sich an. Eine Männerrunde sitzt schweigsam bei einem Tee zusammen, gegenüber pult ein junger Mann mit seiner Großmutter kleine Fische aus einem Netz. Die Kontraste in dieser kleinen Gemeinschaft sind frappierend: Nebenan steht, auf neuen Beton- statt auf Holzpfählen, ein gemauertes Haus, noch frisch verputzt, mit schmiedeeisernen, goldlackierten Zaunpfosten und Klimaanlage. An manchen Ecken sind Wegweiser auf Englisch angebracht.

Einer von ihnen weist zu dem lokal bekannten „Floating Football Field“, welches auf Pontons schwimmt und mit dem Dorf über Stege und Taue verbunden ist. Hier muss ich natürlich schnell ein Foto machen für meine „Spochtskameraden“ und -kameradinnen von Grün-Weiß Waggum zuhause. Wir hätten sicherlich eine Menge Spaß auf diesem Fußballplatz. Wie sie hier wohl spielen? Sicherlich mit Gummi- statt mit Lederbällen, denn letztere fliegen einfach zu weit. Ich sehe keine Banden und Netze, die als Begrenzung dienen könnten. Sobald ein Ball neben das Tor geht, müsste man wohl hinterherschwimmen. Bei den großen, mitunter tödlichen Würfelquallen in diesen Gewässern kein ungefährliches Unterfangen. Dann lieber auf den Eckball verzichten, der einem zugestanden hätte, und am nächsten Tag wieder gesund auf dem schwankenden Platz stehen, denke ich. So. Wo ging es noch einmal zurück zum Pier?

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