2. Juni 2019
Buntes

„Henker-Tour“ auf dem Segway: Erst Herzklopfen, dann viel Spaß

Vom Steigenberger Hotel aus starten regelmäßig Segway-Touren durch die Stadt

Unsere Gruppe auf ihren farbenfrohen Segways am Inselwall. In bester Laune stellen wir uns gern für ein Gruppenfoto auf. Foto: Ingeborg Obi-Preuß

Innenstadt. „Hallo, ich bin der Holger“ – mit diesen Worten begrüßt unser Guide die kleine Gruppe am Steigenberger Hotel. Wir haben uns zur „Henker-Tour“ angemeldet, und nun stehen wir hier und harren der Dinge, die auf uns zukommen. Uns ist klar, es geht aufs Segway. Allerdings ist keinem von uns klar, was das bedeutet. Wir sind alle Anfänger. Aber wir haben ja Holger.

„Wir fangen mit den Regeln und Sicherheitshinweisen an“, sagt Holger und gibt jedem von uns ein Klemmbrett mit mehreren Bögen Papier in die Hand. Das müssen wir erstmal durchlesen und unterschreiben.

NB-Redaktionsleiterin Ingeborg Obi-Preuß auf ihrem Segway.

So, wir sind safe. Es kann losgehen. Die Segways stehen in Reih und Glied am Wegesrand und glänzen in der Sonne. „Immer schön langsam“, bremst uns Holger. Zunächst kommen die Trockenübungen: So müsst ihr stehen, die Knie locker, nie absteigen, so lenken und und und. Am Ende kommt noch seine ultimative Anweisung: „Immer eine Armlänge Abstand zu allem und jedem – und immer schön lächeln.“

Leuchtend gelb mit Biene Maja

Ich habe mir „mein“ Segway schon ausgesucht, leuchtend gelb mit einer Biene Maja verziert. „Erst den Helm aufsetzen“, höre ich Holger mahnen. Ach ja, der doofe Helm, aber gut. Holger hält das Segway fest und erklärt den Start. „Einfach ohne Zögern aufsteigen und ruhig stehen, ein Segway fällt nicht um.“ Und tatsächlich, ein Schritt und ich stehe auf dem Gefährt. Ein leichtes Vorlehnen des Körpers und der Roller fährt los. Ups, mein Herz klopft. „Erstmal fahrt ihr nur hier ein bisschen hin und her“, sagt Holger. Ruckzuck sausen wir alle relativ sicher durch den Park. Es ist wirklich nicht schwer.
Dann werden wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Jetzt wird die Vollbremsung geübt. Im Grunde genommen eine Kniebeuge und der Roller steht. Mehrere Versuche sind nötig, dann haben wir das auch gelernt.

Segway-Fahrer Torsten wird für den Aderlass vorbereitet. Auf dem früheren Richthof von St. Aegidien greift Henker Hans Pfeffer (Thomas Ostwald) beherzt zu. Gleich fließt Blut (zum Glück kein echtes), aber die Grausamkeit der „Befragungen“ und Behandlungen im Mittelalter wird deutlich. Wir erfahren jede Menge über die dunklen Seiten der Stadt damals.

Es kann losgehen. Holger, Beate und Eddie vom Segway-Team sind immer um uns herum, achten auf Kleinigkeiten, sichern die Straße, wenn wir als Gruppe überqueren, helfen beim Auf- oder Absteigen.
Jetzt kommt auch der Henker Hans Pfeffer (Thomas Ostwald) zum Einsatz. Er wartet auf uns im Richthof von St. Aegidien. „Für die letzte, im 19. Jahrhundert öffentlich durchgeführte und sogar fotografierte Hinrichtung mit dem Schwert, die im Richthof von St. Aegidien vollzogen wurde, musste ein Henker von Aschersleben geholt werden, weil zu dieser Zeit kein Henker mehr in Braunschweig wohnte und seinen Dienst verrichtete“, erzählt uns der Mann mit der schwarzen Kapuze. Von „unehrlichen Berufen“, die in der Echternstraße zu Hause waren, berichtet er, von Huren und Abdeckern, von „Gesindel“ eben, er führt uns zum „gedeckten Wehrgang“, zeigt uns Folterinstrumente, sucht sich einen von uns zum Aderlass aus. Grusel, grusel…

Eine Dreistunden-Tour und dann ein kühler Drink

An mehreren Station in der Stadt machen wir halt. Am Hagenmarkt zum Beispiel (leider können wir die noch freien Plätze auf den Bänken nicht nutzen, völlig verdreckt von Vogelkot) und auf dem Magnikirchplatz. Wir hören spannende Anekdoten aus dem Mittelalter, Holger erzählt uns finstere Schauergeschichten, zeigt uns Fotos aus dem Foltermuseum in Wien. Gut drei Stunden sind wir unterwegs, dann geht es wieder zurück zum Steigenberger Hotel. Zum Abschluss gibt es für jeden von uns noch einen Gutschein für einen Drink auf der Hotelterrasse, eine gute Idee, denn es gibt viel zu erzählen. Fast alle sind sich einig: „Das machen wir unbedingt wieder.“

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