Braunschweig. Seit 25 Jahren kommt Sami Abu-Aita zur Adventszeit aus Bethlehem nach Braunschweig. Dann steht er vier Wochen lang jeden Tag im Dom, verkauft Krippenfiguren aus Olivenholz – und hilft damit 50 Familien in Bethlehem, die von diesen Schnitzereien ihren Lebensunterhalt bestreiten.
„Hier in Braunschweig fühle ich mich inzwischen zugehörig“, sagt Abu-Aita, „die Menschen sind freundlich, viele kennen mich, manche bringen uns sogar Schokolade mit.“ „I love Braunschweig“, sagt seine Frau Samar, die ihn seit zehn Jahren begleitet.
Die Zeit hier sei eine Erholung im Vergleich zum schwierigen Leben in Bethlehem. Dort betreiben die beiden ein Hotel mit Souvenirladen – so sind sie auf die Idee gekommen, den Menschen in Bethlehem zu helfen, die von Krippenschnitzereien leben müssen.
Nach der zweiten Intifada im Jahr 2000 sind kaum noch Touristen nach Bethlehem gekommen – eine Katastrophe für die Menschen in der Stadt, die weitgehend vom Tourismus lebt. Viele Christen haben Bethlehem verlassen. „Wenn wir einander nicht helfen, verlieren wir alles“, sagt Abu-Aita. Jeden Tag betet er für Frieden. In der angespannten politischen Situation ist der Glaube für viele Christen in Bethlehem der wichtigste Halt.
Doch auch zu seinen muslimischen Mitbürgern hat Abu-Aita ein gutes Verhältnis. „Es liegt nicht an den Menschen, es liegt an der Politik“, sagt er. Jeden Tag blicke er auf die Mauer, die das Westjordanland von Israel trennt. „Wir suchen eine gute Zukunft, aber wir finden sie nicht“, sagt er. Krippenhäuschen mit Palmen, Figuren vom Jesuskind bis zum Kamel, Holzstatuen, Schlüsselanhänger und Schmuck – das Sortiment an Abu-Aitas Stand ist größer geworden in den letzten Jahren. Zurück in Bethlehem, wird er den Erlös an die Kunsthandwerker und ihre Familien verteilen.
Bis dahin freuen er und seine Frau sich noch jeden Tag von 10 bis 17 Uhr im Dom sein zu dürfen, im geliebten Braunschweig.