Er bringt diesen etwas spröden Verwaltungscharme mit – seriöser Auftritt, dunkler Anzug, verbindliches Lächeln, ein bisschen gediegen… Aber da ist mehr. Schon bei den ersten Sätzen wird klar: Dr. Thorsten Kornblum hat Temperament. Und Kraft. Dazu konkrete Pläne, kühne Visionen. Und – er will Braunschweigs nächster Oberbürgermeister werden.
Der Mann ist groß, die Stimme warm, das Lächeln offen. Der „nette Junge“ von nebenan. Nebenan ist in diesem Fall das Dörfchen Bawinkel im Emsland. Die Mutter im Einsatz für die Familie mit zwei Kindern, der Vater Handwerker, Gewerkschafter, aktiv im Sportverein, Betriebsrat. „Ich habe schon als Kind gespürt, dass man etwas bewegen kann“, erzählt Kornblum von einer Kindheit voller Wärme und Sicherheit, mit Gesprächen am Küchentisch über Demokratie und Arbeitnehmerrechte.
Schon früh Verantwortung übernommen
Das prägt. Als Klassen- und Schülersprecher übernahm Thorsten Kornblum schnell die Rolle eines Gestalters. Ein heller Kopf, gute Zensuren, ein unterstützendes, warmes Elternhaus – die perfekte Startposition. „Außerdem hatte ich Lehrerinnen und Lehrer, die mich ermutigt und gefördert haben“, blickt Kornblum dankbar zurück.
„KiTas und Schule“ – eines der zentralen Themen, die er auch in seinem angestrebten Amt als Oberbürgermeister ganz oben auf seiner To-do-Liste hat. „Ich habe selbst erlebt, wie wichtig gute Begleitung ist“, sagt er, „gerade jetzt durch und nach Corona fallen so viele Kinder und Jugendliche zurück, die müssen wir auffangen.“
Große Aufgabe
Wie stellt er sich das konkret vor? „Unter anderem sollte die Schulsozialarbeit noch mehr Unterstützung durch die Stadt bekommen, das Bildungsbüro muss ausgebaut werden.“ Kornblum spricht von mehr Ganztagsbetrieb, mehr IGS, einem Berufsschulcampus….
Dass das Geld kostet, ist ihm bewusst. Schon während des Studiums in Münster war er in der SPD-Fraktion im Rat für die Finanzen zuständig. Prioritäten setzen und Gelder dafür umschichten – das hat er gelernt. Und das wird eine seiner großen Aufgaben sein, wenn er das Amt des Oberbürgermeisters übernimmt. „Die Verteilungskämpfe sind vorprogrammiert“, blickt er in die nahe Zukunft, „Wohnen, Bildung und sozialer Zusammenhalt sind untrennbar miteinander verbunden. Eine große Aufgabe – aber alternativlos.“
Was den Wohnungsmarkt in Braunschweig betrifft, macht der Vater von zwei kleinen Kindern seine eigenen Erfahrungen bei der Suche nach einem passenden Zuhause für seine Familie. Wie viele Familienväter ärgern auch den Oberbürgermeisterkandidaten dabei das enge Wohnungsangebot und die hohen Mietpreise in der Löwenstadt.
Apropos große Höhen … Thorsten Kornblum hätte auch ganz woanders landen können. Die Naturwissenschaften im Allgemeinen, Luft- und Raumfahrt und die Astrophysik im Besonderen waren und sind eine Leidenschaft von ihm. Und ganz schnell kann der so sachlich wirkende Verwaltungsmensch vom „großen Ganzen“ schwärmen, von der Faszination des Blicks auf unser Sonnensystem zwischen Milliarden anderer Galaxien, von schwarzen Löchern und möglichen fremden Welten.
Tiefgreifende Erfahrungen im Zivildienst bewirken „den Change“ zur Rechtswissenschaft. „Ich war zweiter Mann auf dem Wagen“, erzählt Kornblum von Einsätzen im Rettungsdienst. Er lernt Menschen in verschiedenen Situationen, in ganz anderen sozialen Verhältnissen kennen. „Das hat viel mit mir gemacht“, erzählt er vom Erwachsenwerden.
Schnell übernahm er auch hier Sprecher- und Führungsaufgaben. „Als Vertrauensmann der Zivildienstleistenden habe ich erfahren, worüber mein Vater immer erzählt, hatte: Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe.“ Da war für ihn klar: Ganz wichtig ist, überhaupt das Recht zu kennen.
Zielstrebig
Also Rechtswissenschaft. In Münster. Und vorher noch in die SPD. „Mir ging es damals mit Helmut Kohl so wie vielen jungen Menschen heute mit Angela Merkel, ich kannte aus dem Fernsehen nur „Bundeskanzler Helmut Kohl“, es gab in meiner gesamten Kindheit und Jugend gar nichts anderes.“ Und dann Gerhard Schröder. „Rot-Grün war ein echter Aufbruch“, beschreibt Kornblum seine Faszination. „Ganztagsschulen, beginnende Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, Umweltthemen, alles Punkte, die damals unfassbare Wellen geschlagen haben, wir waren nicht so politisch wie die Fridays-for-Future-Bewegung heute, aber wir waren auch auf Demos unterwegs.“
Die Welt im Umbruch, so fühlt es sich für den jungen Thorsten Kornblum an. Und er wollte auch hier direkt mitgestalten. Also mit 17 in die SPD, nach dem Abi Studium der Rechtswissenschaften und parallel direkt in die Politik: „Ich wurde in die Bezirksvertretung (hier heißt es Stadtbezirksrat) gewählt, die Faszination Politik hat direkt gewirkt“, beschreibt Kornblum. „Wenn du erlebst, wie du aus Ideen Anträge schreibst, Mehrheiten suchst und dann schließlich das Ergebnis siehst – neue Bäume, eine Ampel, ein Kreisel – das hat mich gepackt.“
Vor Ort entscheiden
Kurze Zeit später gehörte Kornblum zum Münsterschen Stadtrat und war Aufsichtsratsvorsitzender der Wirtschaftsförderung. Und machte auch hier prägende Erfahrungen. „Münster bewarb sich als Optionskommune, das heißt, wir wollten die Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II selbst verwalten. Und das haben wir auch getan.“ Kornblum schwärmt von großartigen Erfolgen, von Einzelschicksalen, wo es gelang, durch die Förderung vor Ort Menschen aus jahrelanger Erwerbslosigkeit den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
„Daraus habe ich für mich gelernt: Was man vor Ort machen kann, sollte auch vor Ort gemacht werden“, beschreibt er einen seiner politischen Grundsätze.
Das Referendariat absolvierte Kornblum unter anderem im Bundesfinanzministerium, arbeitete in einer Rechtsanwaltskanzlei, blieb der Politik immer treu. So entstand auch der Kontakt zu Boris Pistorius, dem damaligen Oberbürgermeister von Osnabrück. Der erkannte das Talent des jungen Mannes sofort, und als Pistorius 2013 Minister in Hannover wurde, nahm er Kornblum direkt mit als persönlichen Referenten. Referatsleiter, Büroleiter, stellvertretender Abteilungsleiter – Thorsten Kornblum, inzwischen mit Doktortitel, war in seinem Element. Das Ministerbüro, Europa, der Bundesrat, der Sport – alles Themen und Bereiche, die bei ihm lagen.
Warum Braunschweig?
Und warum dann Braunschweig? War der Griff zum OB-Amt da schon klar?
„Gar nicht“, sagt Kornblum, „als ich die Stellenausschreibung zum Dezernenten gelesen habe, gingen alle fest davon aus, dass Ulrich Markurth zur zweiten Amtszeit antritt“, sagt er. „Nein, Braunschweig ist für mich ein Schritt nach vorn. Die Verantwortung als Dezernent ist größer. Und ich habe mehr konkrete Gestaltungsmöglichkeiten.“ Beispielsweise beim Aufbau und Betrieb des Impfzentrums oder bei der Digitalisierung der Stadtverwaltung.
Und dann ging alles ganz schnell. „Die Frage, ob ich mich für das Amt des Oberbürgermeisters zu Wahl stellen würde, hat mich riesig gefreut“, erzählt Kornblum. Ein paar Tage Bedenkzeit, längere Gespräche mit der Ehefrau, der Familie und engen Freunden, dann stand die Entscheidung fest: „Ja, ich will.“
Warum sollen die Menschen ihn wählen? Was kann er besser als seine Mitbewerberinnen und Mitbewerber?
„Ich kann Politik. Ich beherrsche das Handwerkszeug. Ich kann Mehrheiten organisieren. Inhaltlich will ich den erfolgreichen Weg, den Ulrich Markurth und die SPD in Braunschweig eingeschlagen haben, weitergehen. Mit meinen Schwerpunkten.“
Neben Schule, Bildung und Sozialem nennt er vor allem die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und eine solide und nachhaltige Finanzpolitik. Mehr Angebote für Fußgänger und Radfahrer im Verkehrsraum will er schaffen, dazu innovative Lösungen, um die Erreichbarkeit der Innenstadt nicht zu schmälern. „Beim Thema Klimaschutz werde ich das Konzept der SPD zur Klimaneutralität der Stadt bis 2030 umsetzen.“
Bürgernähe und Digitalisierung
Geprägt durch seine Aufgabe als zuständiger Dezernent für Personal, Ordnung und Digitalisierung liegt dem OB-Kandidaten Thorsten Kornblum vor allem auch eine moderne und bürgernahe Verwaltung am Herzen. Geht es nach dem Juristen sollen bis 2023 Behördengänge auch digital – mit dem Smartphone oder dem Laptop – erledigt werden können. Kornblum möchte, dass die Stadt als Arbeitgeber gerade auch für junge Berufstätige attraktiv ist. Er will die besten Köpfe für den Dienst an der Allgemeinheit gewinnen. „Mit einer guten Bezahlung und im Sinne der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen“, zeigt er auf.
Impulse für die Innenstadt
Zentral ist für ihm auch die Stärkung der Innenstadt. Sie müsse laut Thorsten Kornblum sowohl die Tradition als auch die Moderne der Löwenstadt verkörpern. Es brauche einen attraktiven Mix aus Handel, Gastronomie, Kultur und Wohnen. Dabei sei auch die Stadt gefragt: Durch ein aktives Leerstandsmanagement soll neuer Raum für Kunst und Kultur entstehen. Für Kornblum stellt die Innenstadt auch den passenden Ort dar, um Forschung und Wissenschaft erlebbar zu machen. „Ich möchte eine lebendige Innenstadt mit Erlebnisfaktor“, so der SPD-Kandidat.
Zur Zukunft des Klinikums
Ein weiteres Wahlversprechen von Thorsten Kornblum betrifft die Zukunft des Städtischen Klinikums Braunschweig. Hier stellt er klar: „Mit mir wird es keine Privatisierung des Klinikums geben!“ Eine gute Gesundheitsversorgung gehört für den Sozialdemokraten zur Kernaufgabe jeder Kommune. Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt: „Die Gesundheit der Menschen darf nicht den Interessen des Marktes untergeordnet werden“, macht er