26. Januar 2016
Menschen

„Ich möchte einfach ein Zuhause“

Volkmar Kolloch ist seit einem Jahr obdachlos und demonstrierte jetzt vor dem Rathaus.

Der obdachlose Volkmar „Volker“ Kolloch möchte unbedingt wieder ein Dach über dem Kopf. Mit einem Plakat machte er seinem Unmut direkt vor dem Rathaus Luft. Foto: André Pause

Von André Pause, 27.01.2016.

Braunschweig. Sein trauriges Gesicht allein spricht Bände, doch auch verbal mag Volkmar „Volker“ Kolloch weder Wut noch Enttäuschung ob seiner problematischen Lebenssituation verbergen. Seit einem Jahr ist der 52-Jährige obdachlos, lebt auf der Straße, schläft mal hier mal dort. Das macht ihn fertig.

„Ich kann nicht mehr, ich möchte doch nur ein Zuhause, wo ich die Schuhe ausziehen, mich hinsetzen oder in die Wanne legen kann“, seufzt Kolloch. „Wenn der Oberbürgermeister vor nicht allzu langer Zeit gesagt hat, dass wir in Braunschweig für jeden eine Wohnung haben, dann frage ich doch mal: wo denn?“

Am gestrigen Vormittag machte der gelegentlich als Bühnenbauer beschäftigte Mann seinem Ärger mit einer Protestaktion auf dem Platz der Deutschen Einheit, direkt vor dem Rathaus Luft. „Herr Oberbürgermeister, ich möchte bitte eine Wohnung“ stand auf einem mitgebrachten Pappschild. „Mit diesem Problem steht Volker nicht alleine. Viele suchen eine Wohnung“, erzählt Jonas Voß vom Verein Cura. Dessen Angebot nimmt Kolloch tagsüber in Anspruch. Die gemeinnützige Einrichtung in der Münzstraße 5 kümmert sich werktags außer Mittwoch von 9 bis 12.30 Uhr und nach vorheriger Vereinbarung um die Belange straffällig gewordener Mitbürger. Volkmar Kolloch hat insgesamt acht Jahre im Gefängnis verbracht. Dieser Umstand sei bei der ohnehin schwierigen Lage auf dem hiesigen Wohnungsmarkt ein Minuspunkt. „Die meisten Vermieter verlangen schließlich eine Schufa-Auskunft“, sagt Jonas Voß.

„Das Problem ist grundsätzlich bekannt, besonders günstige Wohnungen sind schwierig zu finden“, sagt Pressesprecher Adrian Foitzik auf Anfrage. Mit den großen Wohnungsbauprojekten soll dieses Problem angegangen werden. Dennoch müsse niemand in der Stadt auf der Straße schlafen. Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatten Kolloch noch Hinweise geben wollen, an welche Stellen er sich wenden könne, „aber da war er schon weg“, bedauert Foitzik.

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