14. Juni 2014
Sportliches

„Ich schaue wenig auf die Zeit“

Leichtathletik: Nächstes Wochenende ist Team-EM in Braunschweig – Verena Sailer im Gespräch.

Die Allgäuerin Verena Sailer (28), hier bei einem Hallen-Event in Polen, ist derzeit Deutschlands schnellste Sprinterin. Foto: Getty

Von Christoph Matthies, 15.06.2014.

Braunschweig. Die Sprinterin Verena Sailer hat gute Erinnerungen an das Eintracht-Stadion: 2010 wurde sie hier Deutsche Meisterin, kurz darauf lief sie in Barcelona zum EM-Titel über die 100-Meter-Distanz. Eine Woche vor der Team-EM in Braunschweig sprach die nB mit der schnellsten Frau Deutschlands.

?Frau Sailer, in einer Woche ist Team-EM. Wie sind Sie in Form?

!Ich fühle mich gut, die letzten Wettkämpfe waren okay. Am Anfang der Saison ist es bei mir nicht ungewöhnlich, dass ich keine Bestzeiten laufe. Da heißt es, einfach wieder reinzukommen und ein Gefühl für die 100 Meter zu entwickeln. Das ist doch ein ziemlich großer Unterschied zu den 60 Metern in der Halle. Das kann man sich als Laie vielleicht gar nicht vorstellen, aber das ist schon was anderes. Dafür braucht man ein paar Rennen, aber so langsam kommt es wieder.

?Sie haben Ihre persönliche Bestzeit auf den 100 Metern fast jedes Jahr steigern können. Glauben Sie, dass Ihre Bestmarke von 11,02 Sekunden auch diese Saison wackelt?

!Ich hoffe es. Mit der Hoffnung geht man immer in die Vorbereitung und mit dem Ziel trainiert man ja auch.

?Der deutsche Rekord liegt bei 10,81 Sekunden und damit in scheinbar weiter Ferne. Wollen Sie ihn trotzdem angreifen?

!Nein, ich sollte mir andere Ziele setzen als diesen Rekord. Ich schaue überhaupt wenig auf die Zeit, das ist krampfig. Ich schaue auf das, was für mich wichtig ist. Das mag bei anderen Sprinterinnen anders sein, aber ich konzentriere mich rein auf das Rennen und auf das, was ich zu tun habe. Auf das Unmittelbare, das ich beeinflussen kann. Ich schaue nur einen Schritt vor und nicht zwei.

?Glauben Sie, dass dem deutschen Team in Braunschweig der Heimvorteil helfen wird?

!Ich glaube, dass das ganze Team sehr motiviert ist und auch dementsprechend an den Wettkampf herangehen wird. Es ist immer etwas Besonderes, im eigenen Land zu starten. Das habe ich ja zum Glück auch schon mehrere Male erleben dürfen, und da kann ich jetzt auch frech behaupten, dass es tatsächlich so ist.

?In Braunschweig wurde die Laufbahn extra für die Team-EM blau eingefärbt. Macht die Farbe der Bahn einen Unterschied?

!Nein, so einen richtigen Unterschied macht das nicht. Mit der blauen Bahn hat man natürlich eine schöne Erinnerung an die WM 2009 in Berlin, das war das erste Mal, dass es eine blaue Bahn gab. Und ich laufe auch gern auf einer blauen Bahn.

?Gibt es denn eigentlich wirklich schnelle und langsame Bahnen, wie man des Öfteren liest?

!Ja, die gibt es schon. Wenn der Tartan ganz weich ist, dann ist die Bahn nicht so schnell wie mit einem harten Boden. Also ein harter Boden ist da tendenziell schon schneller, auch wenn das immer so eine Gefühlssache und individuell verschieden ist. Die Bahn in Braunschweig hat mir ganz gut gefallen, da freue ich mich schon drauf.

?Die Team-EM wird komplett in ARD und ZDF gezeigt. Macht es besonders viel Spaß zu laufen, wenn man weiß, dass ganz Deutschland zugucken kann?

!Natürlich. Da sieht man dann auch noch mal den Stellenwert der Leichtathletik. Dass da durchaus Interesse besteht und man es auch verfolgen möchte. Das finde ich schon gut.

Auch interessant