11. November 2022
Buntes

Im Zuhause der „Punk-Fürstin“

Schloss St. Emmeram in Regensburg• Ein Blick in die Residenz und die Prunkräume der Familie von Thurn und Taxis

Im Ballsaal wird die Zeit der großen Feste im Fürstenhaus lebendig. Hier feierten auch Fürstin Gloria und Fürst Johannes ihre Hochzeitsparty mit Thomas Gottschalk als DJ. Foto: Stefanie Druschke

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie zu Beginn der 80er Jahre die Bühne der Blaublütigen betrat und die Adelswelt auffrischte: „Punk-Fürstin“ – so hatte die Regenbogenpresse Gloria von Thurn und Taxis aufgrund ihres Faibles für schrille Frisuren getauft. Als ich kürzlich in Regensburg war, nutzte ich die Gelegenheit, das fürstliche Schloss zu besichtigen. Es liegt am Rande der Altstadt und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

In Teilen des Schlosses lebt die Familie noch heute, aber dort dürfen neugierige Besucher natürlich nicht „Mäuschen spielen“. Die zugänglichen Räume können im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Meine Sorge, dabei mit jeder Menge Wissen von geringer Halbwertzeit „abgefüllt“ zu werden, ist vollkommen unberechtigt. Dafür erzählt der Student, der unsere Gruppe durch das Fürstenschloss führt, so kurzweilige Anekdoten und interessante Details, dass ich die problemlos auf meiner persönlichen Festplatte abspeichere.

Wir erfahren, dass die Geschichte der Familie bis ins frühe 12. Jahrhundert in Italien zurück reicht und dass das „Thurn“ im Namen „Thurn und Taxis“ für den Turm steht, der Teil des Familienwappens ist. Bekannt ist natürlich, dass die Erfindung und logistische Organisation des kaiserlichen Postwesens das Fürstengeschlecht groß gemacht hat. Was ich nicht wusste: Später kassierte Napoleon die weitreichenden Postrechte und als Ausgleich dafür gab’s das ehemaligen Benediktinerklosters St. Emmeram, das sich das Fürstengeschlecht zur Stammresidenz ausbaute. Dieser älteste Teil des Schlosses, die alte Reichsabtei, stammt aus dem 8. Jahrhundert.

Bei unserem Rundgang kommen wir durch das prachtvolle Marmortreppenhaus, den Gelben Salon, den Silbersalon und den Thronsaal. Highlight ist der sieben Meter hohe und 190 Quadratmeter großen Ballsaal, in dem auch Fürstin Gloria und Fürst Johannes 1980 ihre Hochzeitsparty feierten. Wir erfahren: Frühere Fürsten ließen hier bei ihren Festen die Musikanten auf der Empore hinter einem Vorhang spielen, um sich den Anblick des nichtadeligen, niederen Volkes zu ersparen. Zum Glück durfte Thomas Gottschalk bei der Hochzeitsfeier der Punk-Fürstin auf eben diesem Balkon ganz ohne solchen Sichtschutz als DJ seine Platten auflegen.

Wer möchte, kann nach der Führung durch Schloss St. Emmeram für einen zusätzlichen Obolus auch Schatzkammer und Marstall besichtigen. Und wer vor Begeisterung so gar nicht an sich halten kann, für den hat die Fürstin – ganz Geschäftsfrau – ihren „Gloria Souvenirs-Shop“ eingerichtet. Mit Büchern, Kalendern, Gloria-Sekt, fürstlichen Autogrammkarten und allerlei Nippes und Schnickschnack. Beim fürstlichen Schneebesen werden ich beinahe schwach …

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