8. Oktober 2013
Politisches

Inklusion: Lehrer sind verunsichert

Tagung an der TU stieß auf reges Interesse.

Von Tim Hartung, 09.10.2013.

Braunschweig. Inklusion – das heißt der gemeinsame Unterricht von „normalen“ Kindern und Kindern mit Handicap und besonderem Förderbedarf – hat in der Bildungsdebatte derzeit Hochkonjunktur. Die TU veranstaltete dazu eine Tagung mit rund 350 Teilnehmern.

„Die Politik in Niedersachsen hat die Entwicklung in den letzten drei Jahren verschlafen“, mahnte Professor Rolf Wernig vom Fachbereich Sonderpädagogik der Universität Hannover, „bei der Inklusion sind wir in Deutschland Schlusslicht.“ Nur etwa jedes zehnte der betroffenen Kinder werde inklusiv beschult. In Regelschulen seien Lehrer oft mit der Situation überfordert.
„Es gibt keinen Raum für Teamarbeit in den Lehrplänen der Lehrerausbildung“, gab Professorin Katja Koch vom TU-Institut für Erziehungswissenschaften allerdings zu bedenken. „Ohne die Zusammenarbeit von Lehrern, Sonderpädagogen und Integrationshelfern ist Inklusion nicht möglich“. „Lehrer und Eltern sind zurzeit sehr verunsichert“, erklärte Wernig, die Konferenz wollte deshalb dazu beitragen, Lehrern die Angst zu nehmen. „Wir sprechen von nur 3 bis 5 Schülern pro Schule“, beruhigte Wernig. Und: „Es gibt genügend Fortbildungsangebote für Lehrkräfte“.
Anlässlich der Konferenz stellten Vortragende aus der ganzen Welt die Konzepte aus ihren Heimatländern vor. „Niedersachsen hat sich jetzt viel von uns abgeschaut“, bemerkt Dr. Edith Brugger-Paggi von der Freien Universität Bozen (Südtirol) nicht ohne Stolz.
Die italienische Region betreibt schon seit 1977 keine Förderschulen mehr und gilt als Positivbeispiel im Bereich Inklusion.
Einen Blick über die Schule hinaus wagt Dr. Petra Engelbrecht von der Canterbury Christ Church University in Großbritannien: „Letztendlich sind wir doch alle verschieden. Ich spreche zum Beispiel kaum Deutsch und kann trotzdem an dieser Tagung teilnehmen – auch das ist Inklusion“.

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