Braunschweig. Es ist wie verhext: Gerade nimmt der Innenstadthandel wieder Fahrt auf, die Frequenzen steigen, der Leerstand geht zurück und schon lauert das nächste Problem.
Ausgerechnet in der Advents- und Weihnachtszeit, in der Lichterketten und Weihnachtsbäume für Atmosphäre und Emotionen sorgen und die Passanten zum Bummeln animieren, sind die Händler angehalten, Energie zu sparen und spätestens um 22 Uhr die Lampen auszuknipsen. Drückt das auf die Stimmung? „Es ist nach Corona nicht leicht, aber wir haben uns Alternativen überlegt“, sagt Bernd Schroers, Sprecher der Interessen- und Werbegemeinschaft Casparistraße. Bloß nicht komplett abschalten, lautet der Tenor unter den ansässigen Gewerbetreibenden beim Thema Licht. Zwar wird es in diesem Jahr keine Girlanden über der Casparistraße geben, „aber die Bäume werden beleuchtet sein“, bekräftigt Bernd Schroers. Geplant ist, die LED-Lichterketten per Zeitschaltuhr zwischen 6 und 8 Uhr morgens und 16 und 22 Uhr abends einzuschalten – in den Zeiten, in denen die Straße belebt ist. „Licht gibt auch immer ein Gefühl der Sicherheit“, sagt Schroers.
Auch der Arbeitsausschuss Innenstadt stellt aktuell Überlegungen an, wie der adventliche Lichterglanz erhalten bleiben kann. Erst im vergangenen Jahr hatte er noch einmal einen Vorstoß unternommen, die Adventsbeleuchtung zu verbessern, nachdem immer weniger Geschäftsleute bereit waren, sich für ihre Straßen zu engagieren. Mitte dieses Jahres hatte das Stadtmarketing sogar einen Fördertopf aufgelegt, der Händlern bei der Lichterdekoration unter die Arme greifen soll. Die Nachfrage sei allerdings verhalten gewesen, sagt Mirko Rüsing. „Die Händler haben andere Sorgen, viele kämpfen immer noch mit den Corona-Nachwehen“, ordnet er ein. Außerdem seien eine Reihe von Geschäften der Innenstadt nicht inhabergeführt, sondern Eigentum von Investment-Fonds, „an die kommt man nicht ran.“
Wie auch immer: Jetzt stehen die Vorzeichen sowieso erst einmal auf Einsparen und nicht Draufsatteln. Erste Überlegungen gehen dahin, die batteriebetriebenen Lichterketten durch solarbetriebene Varianten auszutauschen. „Die sind nicht zwar nicht so hell, aber geben trotzdem ein schönes Stimmungslicht“, so Rüsing. Die Betriebsdauer könnte dann auf drei Stunden am Tag begrenzt werden. „In jedem Fall ist es eine Gratwanderung“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des AAI. „Wir stecken zwischen Baum und Borke: Auf der einen Seite wünschen wir uns eine adventliche Innenstadt, auf der anderen wollen wir nicht den Unmut auf uns ziehen, schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot.“