Innenstadt. Das Wasser in der Oker steht niedrig, kaum Strömung. Wie gut, dass die Organisatoren des Entenrennens auch die städtische Stadtentwässerung mit im Boot haben. Die Kollegen wollen rechtzeitig zum nächsten Sonntag das Wehr öffnen und für ein bisschen mehr Schub sorgen, damit die Enten nicht nur träge dahindümpeln.
Das Entenrennen ist der Höhepunkt des bunten Kinder- und Familienfestes zum Weltkindertag, das die Stadt Braunschweig im Zweijahresrhythmus im Wechsel mit der Jugendkonferenz veranstaltet. Das Rennen ist nicht nur ein großer Spaß, sondern immer auch eine gute Sache. Der Erlös aus dem Verkauf der Enten geht diesmal zu 100 Prozent an das Projekt „Save the School“, das Katharina Mählmann, Lehrerin am Martino-Katharineum, seit Studententagen unterstützt und Straßenkindern den Schulbesuch ermöglicht.
Lehrerin Katharina Mählmann hat die erste Schule in Ghana selbst mitgebaut: kein festes Gebäude, sondern eine Art Dach auf Stelzen, unter dem die Kinder vor Sonne und Regen geschützt sind. Zum Jahreswechsel kam dann die Nachricht, dass der Grundstücksbesitzer den Pachtvertrag gekündigt hat. Der Initiative blieb nichts anderes, als noch einmal von vorn zu beginnen. Ein neues Grundstück hat ein weiterer Mitstreiter aus Amerika gekauft, Katharina Mählmann hat die Sommerferien wieder in Ghana verbracht. „Diesmal bauen wir ein festes Gebäude aus Stein mit einem richtigen Fundament“, berichtet sie. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Enten (je drei Euro) soll nun das Dach finanziert werden. „Wir überlegen, ob es ein Wellblechdach wird, oder ob wir eine Betondecke einziehen, sodass wir später ein zweites Stockwerk aufsetzen könnten.“ Auch mit vergleichsweise geringen Geldmitteln ließe sich in Ghana viel erreichen. Schon allein deshalb, weil auf Isolierung und Fenster verzichtet werden kann. Die Schüler ihrer ehemaligen Klasse sind engagiert dabei, haben ungezählte Waffeln für das Projekt gebacken und auch während der Spielmeile bereits Enten verkauft. Noch ist eine gute Woche Zeit, ebenfalls eines der Plastiktierchen zu erwerben (zum Beispiel in der Stadtbibliothek im Schloss) und für das Rennen „schick zu machen“.
Fast alle Enten gehen gestaltet ins Wasser, auch am Veranstaltungstag selbst ist zum Verzieren noch Gelegenheit. Ab 14 Uhr werden die Entchen (jede ist mit einer Nummer versehen) eingesammelt und um 15.30 Uhr an der Drachenbrücke am Portikus im Bürgerpark zu Wasser gelassen. Je nach Strömung benötigen sie 20 bis 30 Minuten, bis sie 350 Meter weiter an der Hennebergbrücke wieder an Land gehen dürfen. Der Gewinner des Entenrennens darf sich über einen Ferienaufenthalt an der Ostsee in Lenste freuen, auch die nachfolgenden Preise sind wirklich schön.
Während die Enten auf der Oker schwimmen, bleibt viel Zeit, sich an den Spiel- und Mitmachstationen zu vergnügen. „Das ganze Okerufer entlang der Rennstrecke wird bespielt“, sagt Jürgen Neubert von der Jugendförderung. Außerdem wird die Kinderband Blindfische spielen. „Die Wetteraussichten für nächsten Sonntag sind gut“, freut er sich.