Von André Pause, 06.12.2016.
Braunschweig. Erster Advent, die ersten Glühweine sind verputzt. Vielerorts wird nun in den Besinnlichkeitsmodus runtergeschaltet. Da passt Erich Kästners Roman „Drei Männer im Schnee“ als Geschichte vom reichen Mann, der sich sein menschliches Herz bewahrt hat, zweifellos gut auf den Spielplan.
Das dachte sich wohl auch Florian Battermann, hat den Klassiker mit großem Ensemble nun in seiner Komödie am Altstadtmarkt inszeniert.
Die Geschichte: Geheimrat und Millionär Tobler will die Menschen studieren. Er beteiligt sich unter dem Namen Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma Putzblank und gewinnt einen Aufenthalt im Grandhotel zu Bruckbeuren. Den alpinen Trip startet Tobler verkleidet als Normalo, um zu erleben, wie die Menschen in solch einer Rundum-sorglos-Umgebung auf einen eher armen Schlucker reagieren. Als Begleiter nimmt er den langjährigen Diener Johann mit, der wiederum einen reichen Reeder spielen und ihn nicht kennen soll.
Im Hotel hat sich der durch die Tochter des Hohen Hauses telefonisch angekündigte, nahende Millionärsbesuch unterdessen herumgesprochen. Hier wird das Klassenbewusstsein bis zum Standesdünkel sorgfältig gepflegt: In der Komödienfassung des Stückes meinen Botond von Gaal als schmieriger Hoteldirektor Kühne und Gernot Endemann als Portier Polter den Durchblick in Sachen Schein und Sein zu haben, und auch Sabine Schmidt-Kirchner und Beatrice Fago (beide agieren eine Nuance zu überdreht) geben als vernachlässigte Gattinnen aus besten Kreisen alles, um den hauseigenen Spätherbst für das junge, männliche – vermeintlich schwerreiche – Objekt der Begierde noch ein einziges schlüpfriges Mal wie Sommer aussehen zu lassen. Der in Wirklichkeit arbeitslose Werber Dr. Hagedorn (der Besucher nimmt Fabian Goedecke die Melange aus Naivität und Optimismus jederzeit voll ab) lässt die Damen freilich links liegen, schließt nichtsahnend mit dem echten Mogul Freundschaft, und verliebt sich zu guter Letzt auch noch in dessen Tochter.
Auffallend solitär gestaltet Regisseur Florian Battermann die Rolle des Dieners Johann (souverän: Hannes Ducke) im eigentlichen Dreierbündnis, dass auf diese Weise eher Behauptung bleibt – ebenso wie eine wünschenswerte Augenhöhe der Schnee-Männer im zwischenmenschlichen Bereich. Dafür jedoch ist Wolfgang Fincks Charakter des Geheimrates Tobler vor allem nach hinten raus im Duktus zu jovial, zu gutsherrenartig angelegt.
Doch selbst wenn das Stück damit die Chance versäumt, dem Phänomen Dünkel entgegenzutreten: Unterhaltsame Weihnachtsunterhaltung sind die zwei Komödienstunden allemal. Infos unter www.komoedie-am-altstadtmarkt.de.