21. Januar 2014
Politisches

„Kleines Bad und große Chance“

Mehr als 120 Bürger und viele Politiker kamen gestern zur Infoveranstaltung nach Gliesmarode.

Großes Interesse: Mehr als 120 Bürger waren zu der Informationsveranstaltung in der Begegnungsstätte gleich neben dem Badezentrum gekommen, nicht alle fanden im großen Saal Platz. Foto: T.A.

Von Marion Korth. 22.01.2014, Braunschweig. Hut ab: Die Bürgerinitiative für den Erhalt des Bades in Gliesmarode fordert nicht nur, sondern lieferte gestern in einer Informationsveranstaltung viele Zahlen und gute Argumente, warum ihr Ansinnen noch einmal überdacht werden sollte.

Der Schwimmbadsachverständige Frank Eisele hat sich im Auftrag der Initiative Gedanken gemacht, mit welchem finanziellen Aufwand das Bad mit enormem Sanierungsbedarf doch noch zu retten wäre. Den größten Applaus erhielt aber Architekt Professor Hans Struhk, der das Bad geplant hat. In seinem sehr persönlichen Redebeitrag entwarf er die Vision eines kleinen Bades mit der großen Chance auf eine neue Bau- und Badekultur, nicht in Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den Wasserwelten: „Kleiner, leiser, intimer – für Mütter mit Kindern und Ältere.“
Gutachter Frank Eisele hat sich das 1979 gebaute Bad genau angesehen, die Mängelliste ist lang, lässt sich aber auf die Kurzform bringen: veraltete Technik, Nachholbedarf bei der Sicherheit. Beides ist nicht zum Nulltarif zu haben.
In einer Sparversion (Variante II), ohne Rutsche, ohne separatem Planschbecken, ohne Außen- und Massagebecken, aber mit Sauna kommt er auf Kosten von rund 5,5 Millionen Euro, bei Variante I nur ohne Rutsche auf 6,7 Millionen Euro. Mit der neuen Technik ließe sich enorm viel an Strom, Wasser und Wärme sparen. Die Struhk-Architekten gehen sogar noch weiter, 4,4 Millionen wären machbar, wenn die Decke nur teilweise erneuert, die Sauna eine einfache Ausstattung erhalten würden. Mit einem anderen Ansatz hatte die Stadtbad GmbH bei ihrer Schätzung 9 Millionen Sanierungskosten genannt. „Wir bleiben bei unserem Zahlenwerk“, betonte Jürgen Scharna, Geschäftsführer der Stadtbad GmbH. „Wir kennen das Bad ganz genau, seine Stärken, vor allem aber auch seine Schwächen.“ Er sagte aber zu, dass er sich mit Gutachter und Planern zusammensetzen und über die Zahlen austauschen wolle.
Das hörte sich alles gut an. Wenn die Zuhörer im Raum jetzt aber schon eine Zukunft „ihres“ Bades vor sich sahen, holte sie Klaus Wendroth, CDU-Fraktionschef, auf den Boden der Tatsachen zurück. Es gehe eben nicht nur um die reinen Investitionskosten, sondern auch um die Folgekosten. Er zeigte den Weg auf, der dazu geführt habe, sich für ein neues zentrales Bad am Schützenplatz zu entscheiden, drei sanierungsbedürftige alte Hallenbäder dafür aber zu schließen. „Keine leichte Entscheidung“, wie Frank Graffstedt, SPD-Mann, DLRG-Mitglied und Stadtbad-Aufsichtsratsvorsitzender, betonte, aber: „Wir werden bei unserem Beschluss bleiben.“ Udo Sommerfeld (Die Linke) kündigte einen Antrag seiner Fraktion an, damit der Rat sich mit den neuen Zahlen beschäftigt. Er sieht ebenso wie Dr. Wolfgang Büchs (Bibs) die städtische Pflicht, wohnortnah Bäder und Möglichkeiten für den Schwimmunterricht zu unterhalten. Holger Herlitschke (Die Grünen) war nicht der Einzige, der die vorgestellten Sanierungskosten als zu gering erachtete. Er äußerte Zweifel an der Tragfähigkeit der Deckenkonstruktion. „Am Ende werden wir doch bei acht Millionen Euro landen, und das ist zu viel“, sagte er. Für diese Summe müssten eher zwei kleine neue Bäder für den Schulsport im Nordosten und Südwesten gebaut werden.
Bezirksbürgermeister Gerhard Stülten sprach aus, was einem zwangsläufig durch den Kopf gehen musste: „Schade, dass diese Diskussion erst jetzt stattfindet.“

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